laut.de-Kritik
Chrissie Hynde ist nach wie vor das Zentrum des Geschehens.
Review von Giuliano BenassiChrissie Hynde, die Achte, 25 Jahre nach der Gründung der Pretenders. Die perfekte Gelegenheit, um mit neuem Material aufzutrumpfen.
Die Band besteht mittlerweile neben den letzten zwei lebenden Gründungsmitgliedern Hynde und Schlagzeuger Martin Chambers aus dem Gitarristen Adam Seymour, der in den 90er Jahren hinzu stieß und beim Songwriting eine große Rolle spielt. Bassist Andy Hobson und eine Reihe an Gastmusikern vervollständigen das Studio-Lineup.
Wütend und verzerrt raunt Hynde die ersten Zeilen ins Mikrofon. "Spare me the details, entrails and the gore" bittet sie in blutiger Vision und macht Hoffnung auf mehr. Schon "Time" ist aber eher poppige Kost mit Keyboardeinlagen und fast tanzbarem Diskoschlagzeug. Fast hymnisch folgt eine Beteuerung des Wertes der Freundschaft, Reggae unterstützt dagegen die Feststellung der Sängerin, sie sei ein komplexer Mensch ("ich versuche mich zu verbessern, aber du siehst, ich werde immer schlimmer"). Angerockt heißt es ein Lied später, dass dumme Menschen sterben sollen.
Das Melodiegefühl hat Hynde nicht im Stich gelassen, die Gitarren klingen stellenweise fetzig, die eine oder andere Stelle lässt sich hören. Dennoch fehlt dem Album die nötige Kompaktheit. Zu viele Stilrichtungen sind hier ohne einen gemeinsamen Nenner zusammen gestellt. Hynde ist nach wie vor das Zentrum des Geschehens, die Texte beziehen sich durchgehend auf ihr Leben. In dem zwar viel Platz für Enttäuschung und Bitterkeit ist, aber auch wie gewohnt Krallen zum Vorschein kommen. Sexy haucht sie "I,I,I,I" in "I Should Of", während sie in "Walk Like A Panther" erklärt, "Du musst wie ein Adler fliegen, wie ein Löwe in Afrika brüllen oder wie ein Lachs auf dem Weg zurück vom Meer springen, um mit mir mithalten zu können".
Bei einer mittlerweile über 50-jährigen Frau, die schon vieles durchgemacht hat, ist eine solche Kampfansage durchaus erfreulich. Musikalisch allerdings kann "Loose Screw" wie schon einige seiner Vorgänger mit den ersten Pretenders-Alben unter Gitarrist Honeywell-Scott kaum mithalten.
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