laut.de-Kritik

Versunken im romantischen Spiel.

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Der US-amerikanische Gitarrist und Komponist Pat Metheny befand sich einen Großteil seines Lebens auf Tour und absolvierte seit 1974 im Durchschnitt 120 bis 240 Gigs pro Jahr. Gerade 2022 stellte sich mit ungefähr 160 Shows auf der ganzen Welt als besonders reiseintensiv heraus.

Dennoch bot sich Metheny zufolge "in einem Bus" oder "in einem weit entfernten Hotelzimmer" hin und und wieder die Gelegenheit, in den Akten zu stöbern, um zu schauen, ob dort etwas Interessantes zu finden war". Dabei stieß er auf einer Festplatte auf einen Ordner mit Ideen, Songs und Fragmenten, die er über mehrere Jahre hinweg eingespielt hatte. Seine "Favoriten" aus diesem Ordner hat der 68-Jährige zu einem stimmigen Album namens "Dream Box" zusammengefasst. Dieses enthält neben sechs Nummern aus eigener Feder auch drei Fremdkompositionen.

Schon im Opener "The Waves Are Not The Ocean" zeigt sich der US-Amerikaner solistisch von einer verträumten und gefühlvollen Seite. Dazu setzt er auf eine sparsame Selbstbegleitung. Daran ändert sich auch in "From The Mountains" nichts, selbst, wenn er an seiner Halbakustischen deutlich tiefere Töne anstimmt. Dass man in "Ole & Gard" überhaupt an der ein oder anderen Stelle einzelne melodische Ausreißer vernimmt, stellt schon so etwas wie das Höchste der Gefühle dar.

Jedenfalls lässt sich die Platte mit dem ähnlich instrumentierten Album "New Chautauqua" von 1979 kaum vergleichen. Dieses hörte sich sehr offen und weitläufig an und fing das Gefühl ein, irgendwo unterwegs zu sein. Solche Stücke wie auf "Dream Box" entstehen dagegen, wenn man vom Tourstress ein wenig herunterkommen und abschalten möchte. Nur bei "Never Was Love", das im Original von Russ Long stammt, stehen eingängige Sounds auf dem Programm.

Ansonsten versinkt Metheny ganz in seinem romantischen Spiel. Etwas Wildes, Spielfreudiges und Ausgelassenes wie auf der Live-Platte "Side-Eye NYC (V1.IV)", die vor zwei Jahren erschien, gibt es auf dieser Scheibe nicht. Der US-Amerikaner setzt voll und ganz auf Harmonie. Das ist zwar ein bisschen schade, macht "Dream Box" aber nicht zu einem schlechten Werk. Gerade in ruhigen Momenten, wenn man den Alltag hinter sich lassen und entspannen möchte, wirkt Methenys Album wie Balsam für die Ohren.

Trackliste

  1. 1. The Waves Are Not The Ocean
  2. 2. From The Mountains
  3. 3. Ole & Gard
  4. 4. Trust Your Angels
  5. 5. Never Was Love
  6. 6. I Fall In Love Too Easily
  7. 7. P.C. Of Belgium
  8. 8. Morning Of The Carnival
  9. 9. Clouds Can't Change the Sky

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