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Wieder High

Wenn wir schon beim Jubeljournalismus sind: Dass ich in diesem Format mal etwas von Timi Hendrix abfeiern würde, hätte ich nicht erwartet. Ich habe es fast gar nicht erst angehört, weil ich ihn von allen Trailerpark-Atzen neben Basti immer als den aller-uninspiriertesten wahrgenommen habe, und dann kickt er das hier:

Meine Güte, ist das depressiv. Ein minimalistischer Song über den Verlust gegen die Drogenabhängigkeit auf einer Indie Rock-esken akustischen Gitarre. Das hat mal überhaupt nichts mit dem Timäääh von Trailerpark zu tun, der mit halbgarem Flow schalen Schockhumor auf Après-Ski-Beats grölt. Das ist schockierend feinfühlig und schockierend melancholisch. Dazu dieses wunderschöne Video. Da fragt man sich wirklich, ob man ihn nicht in die ganz falsche Schublade gesteckt hat.

Schrägerweise scheinen die Fans es immer noch als Trailerpark-Song oder (noch übler) als Stoner-Song aufzufassen. Aber wer "Wieder High" als Stoner-Song benutzen kann, muss beim Graskonsum ziemlich mies drauf sein. Der Song fühlt sich wie ein Bekenntnis zur Realitätsflucht an, aber auf die unglorreichste und unromantischste Art und Weise, die es gibt. Timi zeichnet ein Bild vom Highsein, das es erbärmlich und schwach erscheinen lässt. Es ist sicherlich eins der unerwarteteren Stücke, die ich in letzter Zeit so im Deutschrap vorgefunden habe. Vielleicht revidiert das Album dann ja auch all diesen Kontext als reinen Zufall. Aber so wie es scheint, könnte man auf das neue Tape regelrecht gespannt sein.

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