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26: Silly

Hurensöhne wissen nicht, was Liebe ist? Mag sein, dafür wissen Hurensöhne, wie man Liebe macht - genau wie Tamara Danz, die über Jahrzehnte hinweg das Herz und die Seele von Silly war. So durfte die 1978 gegründete Band anfangs allerdings gar nicht heißen: Der Anglizismus stieß manchem Entscheidungsträger in der DDR sauer auf. "Familie Silly" ging dann gerade so durch - mit der vorgeschobenen Erklärung, Pate stehe das Bandmaskottchen, eine Katze namens Silly.

Schon diese Anekdote lässt jeden, der es nicht miterlebt (oder mittlerweile wieder vergessen) hat ahnen, mit welchen Schwierigkeiten Künstler unter dem DDR-Regime zu kämpfen hatten. Insbesondere die, die es sich nicht nehmen lassen wollten, in ihrer Kunst eine Botschaft unterzubringen. Silly zählten dazu und gehören zu den wenigen Ostrock-Bands, deren Karriere nach der Wende nicht abrupt endete.

Tamara Danz stand schon im Vorfeld in vorderster Reihe, wann immer es darum ging, Stellung zu beziehen: Sie ist Mitinitiatorin und erste Unterzeichnerin einer Resolution, mit der sich Rockmusiker und Liedermacher an die DDR-Regierung wandten und Reformen forderten. Wieder und wieder verlas sie den Text bei ihren Auftritten. Mit welchem Risiko das in einem zerbröselnden System Hand in Hand ging, darf sich jeder selbst ausmalen.

Die Geschichte von Tamara Danz endet am 22. Juni 1996, als sie einem Krebsleiden erliegt. Die Geschichte von Silly wird noch immer fortgeschrieben. Den Platz am Mikrofon hat inzwischen Schauspielerin Anna Loos eingenommen. Kein Vergleich. Kein Ersatz. Aber doch immerhin eine würdige Nachfolgerin.

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