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2: Alexandra

Ein Autounfall lässt am 31. Juli 1969 Deutschlands aufwühlendste Stimme viel zu früh für immer verstummen. Aus der deutschen Chanson-Hoffnung wird ein Mythos, der eine Lücke hinterlässt, die seither niemand füllen konnte. Gerade einmal zwei Jahre zuvor hatte Alexandras hoffnungsvolle Karriere begonnen. Die Nick Cave des Schlagers verfügte dank ihrer tiefen, klagenden Stimme über eine intensive Schwere. Die allgegenwärtige Melancholie und Traurigkeit des jungen Scott Walker durchzogen ihre Musik. In ihren Texten entdecken wohl nur hoffnungslose Optimisten, die selbst ein ausgetrunkenes Glas noch für voll halten, etwas Aufbauendes und Fröhliches.

Mit den angesprochenen Themen war sie ihrer Zeit voraus. Ein Äquivalent zu ihrem zweiten Album "Alexandra", auf dem sie deutlich mehr bestimmte als auf ihrem Debüt, findet man in der heutigen Musiklandschaft nicht etwa beim Schlager einer Helene Fischer, sondern vielmehr bei den Last Shadow Puppets. In einem Umfeld, das aus Rockern Schnulzenkönige formte und in dem Jazz-Musiker ihre Freunde baten, ihr Können nicht nach außen zu tratschen, begehrte sie auf. Das Schlager-Korsett war Alexandra, die viel zu groß für das Nachkriegs-Deutschland war, von Beginn an deutlich zu eng.

Album-Tipp: "Alexandra"

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