Die mit öffentlichen Geldern geförderte Consense GmbH sagt das Konzert mit dem Reggaestar ab und spricht von einer "Hatz auf einen Künstler".

Berlin (joga) - Das vom Berliner Senat unterstützte Kesselhaus und die Konzertveranstalter-Gesellschaft Consense haben sich dem öffentlichen Druck gebeugt und das Konzert mit Buju Banton am morgigen Mittwoch in der Kulturbrauerei abgesagt. Der Jamaikaner wird nun wohl statt dessen im H2O Club auftreten, die Tickets sollen ihre Gültigkeit behalten.

Zuvor hatte am Sonntag im Bremer Veranstaltungsclub ein klärendes Gespräch stattgefunden, zu dem neben Buju Banton und seinem Manager auch der Tourveranstalter Christoph Tewes, Vertreter des Bremer Zentrums für Schwule und Lesben sowie die schwulen Radiosender Pink Channel und Radio Banane erschienen. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland LSVD lehnte eine Teilnahme ab. Nach einem Bericht des Szene-Mags Riddim verweigert der LSVD-Bundesvorständige Phillip Braun das Gespräch, solange Buju Banton nicht einem inzwischen "weltweit vereinheitlichten" Forderungskatalog von fünf Punkten nachkomme.

Demnach soll Buju sich unter anderem vor laufender Kamera persönlich entschuldigen, für die Zukunft versichern, nie mehr in Auftritten, auf Platten oder in Reden zu schwulenfeindlicher Gewalt aufzurufen und seine Tonträger mit "Hasstexten" aus dem Verkehr ziehen oder falls dies vertraglich nicht möglich sei, die daraus entstehenden Einnahmen einer jamaikanischen Organisation stiften, die sich um die Opfer schwulenfeindlicher Gewalt kümmert.

In dem Gespräch machte Banton dem Bericht zufolge deutlich, dass er nie zu Gewalt gegen Schwule habe aufrufen wollen und versicherte, dass er "Boom Bye Bye" nicht aufführen werde. Er machte demnach aber auch deutlich, dass er nicht bereit sei, sich für einen Song zu entschuldigen, den er vor über zwölf Jahren geschrieben habe. Seine Weigerung, sich öffentlich zu entschuldigen hatte Buju Banton bereits in einer früheren Wortmeldung begründet: "Wir haben euch nie gesagt, nehmt unsere Musik und bringt sie nach Deutschland. Ihr kauft unsere Musik und dann wollt ihr uns vorschreiben, was wir zu singen haben. Was soll das? Wir sind euch keinerlei Erklärung schuldig!"

Dem Dancehall-Mag liegt auch eine Presseerklärung des Berliner Veranstalters vor, die die Arbeit des LSVD scharf kritisiert: "Die Consense GmbH stellt mit Bedauern fest, dass ihre Bemühungen gescheitert sind, zwischen dem Schwulen- und Lesbenverband (LSVD) und dem Künstler Buju Banton zu vermitteln. Der LSVD hatte als Bedingung für die Durchführung des Konzertes am 1.9. im Kesselhaus gestellt, dass sich Buju Banton öffentlich von seinem 1992 verfassten Song "Boom Bye Bye" distanziert sowie offiziell entschuldigt. Die Einzelheiten dieser Bedingungen sind dem Künstler von den Vertretern des LSVD übermittelt worden. Buju Banton hat sich mehrmals, zuletzt am 29.08.04 in einem Gespräch mit Vertretern der lokalen Schwulen- und Lesbenvertretung in Bremen offiziell von diesem Song distanziert, eine Entschuldigung jedoch liegt nicht vor (...) Die Consense GmbH empfiehlt jedoch den Gegnern des Auftrittes von Buju Banton, ihre weiteren Maßnahmen und Schritte in dieser interkulturellen Auseinandersetzung so zu strukturieren, dass nicht der Eindruck einer willkürlichen Hatz auf einen Künstler entsteht."

Weiterlesen

Beenie Man MTV kickt Reggae-Star

Wegen Protesten von SAVE Dade und anderen Initiativen von Homosexuellen in Florida darf Beenie Man nicht bei einem MTV-Konzert auftreten. Auch die Auseinandersetzung um andere Reggae-Stars geht weiter.

Beenie Man Entschuldigung an Homosexuelle

Beenie Man hat sich nach Protesten der britischen Outrage!-Gruppe für seine schwulenfeindlichen Texte entschuldigt. Trotzdem wollen die Outrage!-Mitglieder weiter gegen den Dancehall-Star demonstrieren.

laut.de-Porträt Buju Banton

Zweifellos handelt es sich bei Buju Banton um einen der großen Namen im Reggae- und insbesondere im Dancehall-Geschäft. Die Verkaufszahlen seiner ersten …

laut.de-Porträt Beenie Man

Obwohl in der Dancehallkultur der Competition-Gedanke nahezu ebenso tief verwurzelt ist wie im Hip Hop, erhebt sich kein Sturm der Entrüstung, als sich …

Noch keine Kommentare