laut.de-Kritik

Ihr harter Reality Rap ist clubtauglicher und kommerzieller geworden.

Review von

"Man hat es nicht leicht, aber leicht hat's einen." So lautet ein kluges hochdeutsches Sprichwort, dass auch auf das Rapduo Mobb Deep aus den Queensbridge-Projects zutrifft. Emcee Prodigy und sein rappender Produzent Havoc treiben nun schon seit knapp zehn Jahren ihr Unwesen im Rapgame. Mit "Infamy" können sie inzwischen auf fünf Alben zurück blicken (mit Prodigys Soloplatte sind es sogar sechs). Sie haben sich während dieser Zeit ihre eigene Nische geschaffen, denn ihr Sound und Style ist und bleibt einmalig. Einen Mobb Deep-Song erkennt man sofort, und wenn man ihre Platte kauft, weiß, was man für sein Geld bekommt. Mit knochentrockenen Beats, minimalistisch dramatischen Loops und harter Straßenpoesie haben sie Mitte/Ende der Neunziger den sogenannten Reality Rap kreiert.

Doch die Zeiten haben sich etwas geändert. Zwar haben Mobb Deep immer noch Stress mit anderen Rapacts (früher waren es 2Pac und Keith Murray, heute ist es Jay-Z) und halten auch an ihren riskanten Thug-Texten fest, doch die Headz stehen nicht mehr uneingeschränkt hinter ihnen. Abnutzungserscheinungen sind die Folge einer fürs Rapgame langen Karriere. Prodigys Soloalbum holte sich zudem kein Gold, und die Kommerz-Spanne zu den Kollegen Jay-Z oder DMX klafft mittlerweile weit auseinander. Was liegt da näher, als selbst seinen Sound etwas bouncender, clubtauglicher, kurz kommerzieller, zu machen. So geschehen auf "Infamy".

Die Puristen unter den Mobb Deep-Fans werden sich jetzt mit Grauen abwenden. Doch zu denen gehöre ich nur bedingt. Okay, Songs wie "Hey Luv" oder "Handcuffs" sind wirklich schlechte, seichte Speichelleckertracks, aber "Pray For Me feat. Lil' Mo" oder "There I Go Again feat. Ron Isley" sind soulvolle Rapsongs, wie es sie auch von Mobb Deep schon früher zu hören gab. Erinnern wir uns doch nur ans "Temprature Rising" vom "The Infamous"-Klassiker oder ans hörenswerte "Street Raised Me" von der "Murda Muzik". Auch hier wurden R'n'B-Elemente gekonnt in den Mob Deep-Style eingebunden.

Doch die gesungenen Hooklines sind nicht der einzige Kompromiss. Fast alle Beats, inklusive auch die der härteren Songs wie "Clap" oder "Get At Me", sind sehr straight gehalten und preschen oft groovend nach vorne. Zwar sind die Loops gewohnt melancholisch bis bedrohlich und die Raps aggressiv, aber der Drumsound geht zu meist in die Richtung von "It's Mine" vom letzten Album. Das Ergebnis ist dann leider oft sehr gewöhnungsbedürftig. Die erste Single "The Learning (Burn)" zum Beispiel fährt einem richtig gut rein, die langweilige Timbaland/Neptunes-Adaption "Bounce" dagegen eher weniger. Natürlich gibt es auch "echte" Mobb Deep-Lieder wie "Get Away" oder "Kill That Nigga", diese sind jedoch klar in der Minderheit.

Vielleicht liegt der etwas zwiespältige Eindruck mancher Tracks auch an dem zum Teil etwas lustlosen Flow von Meister Prodigy. Der ehemalige First Class-Lyricist wird ein ums andere Mal von Partner Havoc an die Wand gerappt. Das darf einem Rapkaliber wie Prodigy auf der eigenen Platte nicht passieren, schon gar nicht, wenn man sich im ständigen Konkurrenzkampf mit Leuten wie Jay-Z befindet.

So sind Mobb Deep für ein durchschnittliches (Debut), einen Klassiker ("The Infamous"), zwei sehr gute ("Hell On Earth", "Murda Muzik") und ein gutes Album ("Infamy") verantwortlich. Das kann sich doch sehen lassen.

Trackliste

  1. 1. Pray For Me (feat. Lil' Mo)
  2. 2. Get Away
  3. 3. Bounce
  4. 4. Clap
  5. 5. Kill That Nigga
  6. 6. My Gats Spitting (feat. The Infamous Mobb)
  7. 7. Handcuffs
  8. 8. Hey Luv (feat. 112)
  9. 9. The Learning/Burn (feat. Big Noyd)
  10. 10. Live Foul
  11. 11. Hurt Niggas (feat. Big Noyd)
  12. 12. Get At Me
  13. 13. I Won't Fall
  14. 14. Crawlin
  15. 15. Nothing Like Home (feat. Lttles)
  16. 16. There I Go Again (feat. Ron Isley) + So Long (Bonustrack)

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