laut.de-Kritik

Die alte Detroit House-Schule ist wieder gefragt.

Review von

Sie lässt es ruhig angehen. Zumindest was die eigenen Produktionen angeht. Aus dem Jahr 2005 datiert Magdas erste und bislang auch einzige Maxi-Veröffentlichung mit dem vielsagenden Titel "Stop". Seither hat sich die DJane von Richie Hawtins Minus Label in allererster Linie am Mixer profiliert. Die eigene Mix-CD "She's A Dancing Machine", ein Set für die populäre Compilation-Reihe von Londons Club Fabric sowie ein Resident Advisor-Podcast kann sie vorweisen und mit "From The Fallen Page" nun auch endlich ihr erstes Album.

Wie nicht anders zu erwarten, bestimmen die dunklen Töne Magdas Debüt. Schaut man sich die Tracklist ihrer drei bislang veröffentlichten DJ-Sets an, dann bekommt man schon einen ziemlich guten Eindruck von der Stimmung und den Einflüssen, die auf "From The Fallen Page" zu hören sind. Neben Electro, Wave und Synth-Pop der 80er Jahre nehmen Chicago-House und die aktuellen Produktionen der Minus-Artists eine zentrale Position in ihren Sets ein. Auch "From The Fallen Page" ist schon nach wenigen Takten als eine Minus-Produktion zu erkennen.

Dennoch liefert sie mit ihrem Debütalbum keine Kopfmusik ab, die vor allen Dingen Technik-Nerds und Soundtüftler anspricht. Oldschoolige House-Basslines prägen während der ersten Tracks den Longplayer. Ihnen zur Seite stellt Magda gleichermaßen dunkle wie schräge Soundschnipsel, die "From The Fallen Page" ganz eindeutig als ein Kind Detroits ausweisen. Zwar lebt die amerikanische Produzentin seit einiger Zeit in Berlin, die Wurzeln ihrer musikalischen Entwicklung kommen hier gleichwohl deutlich zum Klingen.

Mit "Entertainment" lässt Magda auch Erinnerungen an ihre ersten Produktionen auf Minus wach werden. Mit seinem mächtigen Bass erinnert der Track an "48 Hour Crack In Your Bass" von ihrer 2005er Maxi "Stop". Die treibenden, teilweise geshuffelten Beats, schon damals ihr Markenzeichen, schieben auch 2010 noch gut an ("Lost In Time"). Überhaupt gewinnen die Bässe bis zur Mitte des Albums an Intensität.

Am Anfang noch an Chicago angelehnt und dementsprechend dünn auf der Brust, besteht zum Peak des Albums kein Zweifel mehr daran, zu welch mächtigen Basskreationen Magda in ihrem Studio fähig ist. Positiv im Ohr bleibt am Ende der starke Oldschool-Einschlag von "From The Fallen Page", der es ihr sogar ermöglicht, mit "Music Box" eine Disconummer aufs Album zu nehmen. Endlich mal wieder eine Produzentin, die sich nicht von der Minus-Ästhetik erdrücken lässt.

Trackliste

  1. 1. Get Down Goblin
  2. 2. Your Love Attack
  3. 3. Breakout
  4. 4. Entertainment
  5. 5. Lost in Time
  6. 6. Little Bad Habits
  7. 7. Doom Disco
  8. 8. Music Box
  9. 9. Distance to Nowhere
  10. 10. Japan

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LAUT.DE-PORTRÄT Magda

Seit 2004 ist Magda ein häufig gehörter Name in der internationalen Technowelt. Der Grund sind einerseits ihre Produktionen, andererseits ihre mitreißenden …

3 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Contra! Die Rezension des GROOVE Redakteurs im Original: "Ist die Moderne unsere Antike? Was für eine Zeit wäre dann die Gegenwart? Das Mittelalter? Minimaltechno kann als eins der bislang letzten großen und darüber hinaus erfolgreichsten modernistischen Projekte der elektronischen Musik verstanden werden, im Sinne innovativer technologischer Rationalisierung und medienspezifischer Reduktion aufs Wesentliche. Aber nachdem diese Ästhetik seit einigen Jahren durch Revitalisierungen von spirituelleren, auch irrationalen Formen wie Disco und neuer Detroit-Romantik in den Hintergrund getreten ist, wie verhalten sich dann deren Protagonisten? Magdalena Chojnacka ist im Nachtleben der nuller Jahren weltweit geradezu übermenschlich präsent gewesen. Sie hat wenig Eigenes veröffentlicht, was zumindest hoffen lässt, dass sie ab und zu auch geschlafen hat. Ähnlich wie etwa bei Mathew Jonson erscheint ihre Debüt-LP nun in der Ära des Postminimal. Es verdichten sich die Anzeichen, dass die rastlosen Seelen der großen Minimalisten aktuell wandern und ihre Alben mit einer Synthie-Orgel-Mystik anreichern, deren verfinsterte Litanei auf die Dauer dann doch nicht beeindrucken kann. Weil Minimals radikale Immanenz eben auch dazu da war, zu zeigen, dass kein Track ein Ornat benötigt, um zu sein, und das was ist, zu feiern. Magda geht hinter dieses Wissen jetzt zurück ? und enttäuscht." Schon wieder mal Geschmacksache, oder was?

  • Vor 13 Jahren

    Ich finde dieses Album auch furchtbar langweilig. Muss ja nicht gleich Geballer vom Schlage Secret Cinema oder Fitzpatrick sein aber meine Fresse Minus hatte schon bessere Jahre erlebt.

  • Vor 13 Jahren

    Nochmal Contra! MUSIKEXPRESS Platte des Monats Januar 2011