laut.de-Kritik

Die jungen Schwaben liefern ihr bisher reifstes Werk ab.

Review von

"Generation Goodbye" ist bereits ihr fünftes Album, doch Kissin' Dynamite aus der Studentenstadt Tübingen sind mit einem Altersdurchschnitt von 25 Jahren immer noch eine junge Band. Um so höher sind die Zielstrebigkeit, die Konsequenz und die Konstanz dieser hart rockenden Truppe einzuschätzen.

Schon vor ein paar Jahren haben sich die fünf Himmelstürmer darauf festgelegt, ihr Heil und ihre Zukunft einzig und allein in der Rockmusik zu sehen. Und das ohne einen Plan B in der Hinterhand (auch wenn sie alle ihr Abitur in der Tasche haben). Das hat Gitarrist Jim Müller unter anderem in einem denkwürdigen Interview bekräftigt, das im Jahr 2012 zur Veröffentlichung von "Money, Sex & Power" für das inzwischen leider eingestellte Metal-Magazin 'Heavy oder was?' im Konstanzer Plattenladen Studio Eins stattfand.

Was damals noch etwas jugendlich arrogant klang, ist inzwischen Realität geworden. Kissin' Dynamite sind mittlerweile eine eigenständige Marke, touren rund um die Welt und verkaufen ihre Platten in durchaus ansehnlicher Stückzahl. Da kann man nur neidlos gratulieren.

Gratulieren kann man auch zum neuen Werk. "Generation Goodbye" ist überaus gelungen und stellt mit seiner musikalischen Qualität, seiner stilistischen Vielfalt und einer bisher ungewohnten textlichen Ernsthaftigkeit zweifellos den bisherigen Höhepunkt im Schaffen der Band dar. Die Band ist auch menschlich gereift, gar keine Frage.

Kissin' Dynamite haben mehr denn je die Hand am Puls der Zeit und beschäftigen sich mit Themen wie etwa der jugendlichen Verdrossenheit über die immer unberechenbarer werdende Welt, die heutige Internet-Abhängigkeit oder mit der Flucht aus all diesem Wahnsinn. Gleich im eröffnenden Titeltrack verabschiedet sich der Fünfer rein musikalisch aus dieser Welt, und das mit einer mächtigen, auf Hochglanz polierten Hardrock-Hymne. Ein beeindruckender Einstieg.

Es folgt die Anti-Cyber-Attacke "Hashtag Your Life", die in den Strophen dezent Rap-Elemente aufgreift, aber vor allem im Refrain mächtig aufs Gaspedal drückt. "She Came She Saw" dagegen steigt mit Riffpower im Stil von Soundgarden ein, findet aber im Chorus schnell zum hymnischen Stil von Kissin' Dynamite zurück. Darauf klingt es ein wenig nach "Future World" von den Pretty Maids, wenn die Jungs ihre "Highlight Zone" betreten. Aber das sind immer nur schwache Assoziationen, denn die Band hat inzwischen ganz sicher eigene markante Trademarks.

Dazu gehört in erster Linie auch die volle, erhabene Stimme von Sänger Hannes Braun, der zwar immer noch ein bisschen wie ein Milchbubi aussieht, aber als Vokalist einen großartigen Job macht. Und da der Sound auf "Generation Goodbye" immer mächtig und gut ausbalanciert bleibt, macht das ganze Album bis zur abschließenden ausufernden Sehnsuchts-Hymne "Utopia" gewaltigen Spaß. Das "Masterpiece" (so der Titel eines weiteren Tracks) ist geschmiedet.

Trackliste

  1. 1. Generation Goodbye
  2. 2. Hashtag Your Life
  3. 3. If Clocks Were Running Backwards
  4. 4. Somebody to Hate
  5. 5. She Came She Saw
  6. 6. Highlight Zone
  7. 7. Masterpiece
  8. 8. Flying Colours
  9. 9. Under Friendly Fire
  10. 10. Larger Than Life
  11. 11. Utopia

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5 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    WOW, 4 Sterne für die 80iger Retro-HardRockBand. :-) Mir gefallen die Junx, muss gleich mal in die neue Scheibereinhören.

    • Vor 7 Jahren

      In einer Welt voller Idioten kommt es auf einen mehr auch nicht mehr an ... :-D

    • Vor 7 Jahren

      Santiago trollt nur. Am besten gar nicht drauf eingehen.
      Ich werde jedenfalls warten, bis Mike the Bike und Meuriconzal reingehört und das Album abgefeiert haben. Dann kann man sich wenigstens sicher sein, dass es ungehört scheiße ist.

    • Vor 7 Jahren

      Morpho,.. für Dich ist es auf jeden Fall Scheiße. Sag nur 80iger HardRock. Nix für Dich ;-). Für alle anderen eine Empfehlung, zu mindest mal reinhören.

  • Vor 7 Jahren

    Ich kann mir nicht helfen, aber beim Titeltrack musste ich an Bon Jovi denken. Das klingt alles recht ok wie belanglos. Vor allem der Sänger könnte durchaus mal ein bisschen mehr Druck in die Stimme packen, das schunkelt alles so in Richtung: „Nett aber harmlos.“

  • Vor 7 Jahren

    Mit 25 schon so weit gekommen zu sein, hat mit 'nett aber harmlos' im Gesamten glaub ich wenig zu tun. Die 'Junx' wissen was sie wollen und ich persönlich finde das Material in seinen Grenzen auch echt stark. Man muss natürlich halbwegs affin zu dieser Art von Rock sein. Wer nur Death Metal oder Nu Metal-Shit oder was auch immer mag, der sollte sich Zeit und comments sparen. Überflüssig. Wenn die Jungs jetzt schon mit Herrn Bon Jovi verglichen werden, ist das wahrscheinlich eher ein Lob für die. Platin, Platin, Platin ... Klar? ;-)

    • Vor 7 Jahren

      Yep, RocknRoll_kontrolleti, wie so oft. Man mag diese Art von Musik oder eben nicht. Ich finde es ein gelungenes Werk, wenn man das Alter der Junx ansieht, fast unglaublich. Dafür kann ich Krunzlaute mit Metall nicht ab. Ist doch nicht schlimm.

  • Vor 7 Jahren

    Bin unvoreingenommen an die Platte rangegangen und wurde positiv überrascht. Die Jungs sind echt nicht schlecht und machen ordentlich Laune. Schwanke zwischen 4 und 5 Sternen. (schon allein um solchen Vollpfosten wie Santiago "ungehört 1/5" ans Bein zu pissen)