laut.de-Kritik

Juwelen aus der Bleistiftmine.

Review von

Trap-Rap mal kurz beiseite gelegt: Endlich schält KA Juwelen en masse aus seiner Bleistiftmine. "Known for mixin' words / Vicious verbs emerged from being this disturb / as a kid observed from curbs where they twist the herb / was rappin' in present years before the gift was heard / My quarters wasn't in calm waters the ships perturbed." Im von einem verträumten Synthiegitarren-Loop getragenen "Mourn At Night" webt er mal kurzerhand seine Lebensgeschichte in poetische wie punchlinetaugliche Wortspielereien. Wir lernen: In Brooklyn ist das Leben tough, während ein junger Padawan sein Rap-Talent entdeckt. Das alleine reicht jedoch nicht. Wer Koks vertickt, hat Kohle. "I grace on balconies burn with cowardice shots / With out haste learned alchemy turn powder to rocks".

Trotzdem übernimmt KA bereits früh die Erziehungsrolle und versteht die Wichtigkeit einer guten Bildung. "Them days raised my sister rigid / never coddled her / I ain't poppin' shyt just got a doctorate / I'm proud of her". KA selbst ist ein Anführer. Rechtschaffen und geprägt vom klassischen 5%-Glauben. "Felt a gleam, too much self esteem to a groveler / Been leader since toddler teach not to be a follower". Ein Führer führt mit Taten und hilft den Hilfesuchenden, egal wie hart die Zeiten sind. "... attracted by my actions not my speaking / my battle plan was grab the hand that was reaching / from teens was taught the need of support was leeching / So I stood on mine / during the hoodiest time".

KA-Alben bedienen immer alle Gehirnwindungen, berühren die Seele und fordern die totale Konzentration. Jeder Track ist ein potentieller B-Movie mit Kultstatus, bei dem seine eigenen Musik-Kreationen eher im Hintergrund agieren. Auf "Honor Killed The Samurai" durchbricht er jedoch mit seinen Produktionen die gewohnte Struktur. "Conflict" überrascht mit poppigem 80er-Loop und "Just" spült mit einer fröhlichen Melodie fast die dunkle Stimmung hinfort. Auf "The Cold And Lonely" mixt er dann DJ Muggs-Geigen mit den legendären Piano-Parts aus Yusef Lateefs "Mornings". So wie einst Cormega auf "Unforgiven", legt er aber auch hier, ähnlich wie Alchemist oder Roc Marciano, keine Drums über die Loops und Klangebenen.

Doch trotz aller Tiefe und Sound-Ideen: Ohne die Lyrics funktioniert es nicht. Allein die fünf Zeilen aus "Finer Things", in denen er das Spannungsfeld zwischen afrikanischem Erbe und Leben als Emcee im modernen Amerika verdichtet, schlagen jeden Poetry Slam mitten in die Fresse rein, wie Bela und Farin: "They say it's royal in my blood, toyed with mentally for centuries / Not toilin' the mud, the luck of most / Was not to survive them fukkin' boats / On the land of mother's coast / Shoulda been cuttin' throats". Oder wie er in "Ours" ebenso intensiv und pointiert nachlegt: "Was urged home for all the wrong, my riff with immigration / I boast to learn my culture 'fore I picked assimilation / The dose of lies, I post you'll find raps to wisen / At most they rhyme to gross, mine's appetizing". Soul-Food for thoughts, Mahlzeit.

Trackliste

  1. 1. Conflicted
  2. 2. Just
  3. 3. That Cold And Lonely
  4. 4. Mourn At Night
  5. 5. $
  6. 6. Destined
  7. 7. Ours
  8. 8. Illicit Field
  9. 9. Finer Things / Tamahagene
  10. 10. I Wish (Death Poem)

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT KA

Der Big Apple als Underdog: 2010 regiert der Süden das Rap-Game, während die Westcoast aus zehnjähriger Abstinenz erwacht. In New York entwickelt sich …

3 Kommentare mit 6 Antworten