laut.de-Kritik

Der Sitzpinkler verletzt das einzige Gebot des Rap.

Review von

"Immer die gleiche Story.
Immer das gleiche Image.
Immer dasselbe rappen.
Immer die gleiche Scheiße.
Immer die gleichen Parts.
Immer die gleichen Hooks."
("Wie Viele Rappen")

Stimmt auffallend, junger Mann. Und wie gedenken Sie, sich von der ewig gleichen Scheiße abzuheben? Gar nicht? Ach, so.

Immer der gleiche Ausdruck. Immer der gleiche Klang. Immer der gleiche Flow. Immer die gleichen spätpubertären Sexphantasien. Immer das gleiche Platzhirsch-Gehabe. Immer den Harten markieren. Immer Party, Saufen, Prügeln, Prollen. Immer schön den Schwanz in jedes verfügbare Loch schieben. Immer die ganze verdammte Einfallslosigkeit. Ich kann es nicht mehr hören. Scheiße, Jungs, Rap darf alles. Das einzige Gebot: Du sollst nicht langweilen!

G-Hot ödet mich in einer Weise an, dass die Tränen der Verzweiflung in Strömen flössen, wäre ich zarter besaitet. Jeder will der King sein, den Dicksten haben und den dann möglichst ausgiebig und rücksichtslos wegstecken. "Alles Worum Es Geht"? Es geht um "Titten & Popo'z". Über das zweifelhafte z hätte ich vielleicht noch hinweg gesehen. In Anbetracht der Verhunzung des wunderbaren Beats aus Mike Jones' (Who?) "Still Tippin'" und eines schauderhaft einfalls- und witzlosen Sido-Parts verzeihe ich jedoch keinesfalls den Deppenapostroph. Auch nicht einem Knaben, der den Mut hat, sich mit seinem Cover-Artwork in der testosteron-triefenden Umgebung der Berliner Rap-Szene als rücksichtsvoller Sitzpinkler zu outen.

"Aggrogant" ist weder interessant, noch innovativ oder amüsant. Selbst ein Fler wirkt neben G-Hot wie eine Flowkanone, MC Bogy schwingt sich in dieser Umgebung gar zum lyrischen Wasserfall auf. "Ab Wann Bist Du Ein Gee?" Diese interessante Frage haben wir wohl - in etwas altbackenerer Formulierung - auf einem der Grönemeyer-Konzerte aufgeschnappt, die unser weltoffener Freund Fler, wie mich einst zahlreiche Zuschriften umsichtig aufklärten, gerne zu besuchen pflegte.

Ein einziges Mal musste ich wirklich herzlich lachen: Der Gedanke, dem besten Freund des Mannes einen cheesy triefenden Love-Song zu widmen, das birgt viel Schönes: "Er steht auf innere Werte." "Er ist der erste, der riecht, wenn ich furze." Ja, mit dem guten Kumpel Schwanz hat man jedenfalls immer einen Spielkameraden zur Hand.

Abgesehen davon: Gibt es tatsächlich Leute da draußen, die dem übrigen mau vorgetragenen, ewig gleichen Geseier etwas abgewinnen können? Denen einer abgeht bei der Vorstellung, unterbelichtete Mädels gleich scharenweise zu pimpern? Habe ich nicht erst kürzlich einen Preis für die dümmlichste Hookline ausgelobt? Applaus, Applaus! Wir haben einen Gewinner: Der Chorus aus "3 Loch Zicke" dürfte selbst in diesem unterirdischen Rap-Jahr schwer zu toppen sein.

"3 Loch Zicke". Ihr dürft dreimal raten, wie das zugehörige Szenario aussieht. Herzlichen Dank an den Kollegen Möller, der mir mit einer unbedachten Bemerkung zum Thema doch tatsächlich Kopfzerbrechen bereitet hat: Ja, Jungs! Das wird ganz schön akrobatisch, sich dabei nicht zu berühren. Und das ginge ja gar nicht. Das wäre ja schwuuul ...

Gevögelt wird ("Finger weg, du Schlampe, mir kommt kein Gummi auf die Kanone!") grundsätzlich ohne. Schön, in diesem Fall arbeitet die Zeit Hand in Hand mit den Genossen Tripper, Hepatitis und HIV an der Ausrottung der Dummheit.

Wenn es sich da mal nicht nur um Wunschdenken handelt. Die irrige Annahme, es sei möglich, einer Lady den Finger in (in!) die Klitoris zu schieben, zeugt jedenfalls von durchaus nachhilfebedürftigen Kenntnissen der weiblichen Anatomie. Schon mal in (in!) der Eichel gepult? Bei derart verzerrter Wahrnehmung durchaus möglich, dass das, was da um die Keule schwirrt, gar keine Mädels sind, sondern doch bloß Filzläuse.

"Gesellschaft" reimen wir auf "Eltern", "Familie" auf "bis wir am Ziel sind". Das nur am Rande zur Qualität der dargebotenen Dichtkunst. Aber anstrengen muss sich ohnehin keiner mehr. Der Aufdruck "Aggro" genügt als Verkaufs-Garant. "G-Hot Hat's Geschafft", er wähnt seine Karriere bereits unter Dach und Fach und feiert mit schirmchenverzierten Cocktails. Prosit!

Scheiße! Ich verlange einen anders lautenden Verbraucherhinweis! "Harte Texte" steht da. Es müsste heißen: "Obacht! Der Genuss dieser Platte kann das Tourette-Syndrom auslösen!" Fickt Euch!

Trackliste

  1. 1. G-Hot Hat Es Geschafft
  2. 2. A.G.G.R.O. Mafia
  3. 3. Von A Nach B
  4. 4. Ab Wann Bist Du Ein Gee?
  5. 5. Wieviele Rapper rappen
  6. 6. Skit
  7. 7. Berliner Sommer
  8. 8. Ja, Ja, Ja, Ja, Ja
  9. 9. Titten & Popo'z
  10. 10. Rette Sich Wer Kann!
  11. 11. Der Hater Song
  12. 12. Blackout
  13. 13. 62 Assis
  14. 14. Wer Will Jetzt Streit
  15. 15. Du Opfer Part II
  16. 16. Alles Worum Es Geht!
  17. 17. 3 Loch Zicke
  18. 18. Schlabber Schlabber
  19. 19. Mein Bester Freund
  20. 20. Arm Oder Reich
  21. 21. Ach Ja, Damals
  22. 22. Outro

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LAUT.DE-PORTRÄT G-Hot

Bei Aggro Berlin feiert man ihn als den "König der Metaphern": Im Gefolge seines Kumpels Fler gerät G-Hot in den Dunstkreis der selbsternannten Nummer …

44 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    ganz meine Meinung. G-hot hat ein Problem,ihm bekommt diese ganze Aggroscheisse nich. der Junge kann mehr als das was er auf "aggrogant" darlegt. Ich kenn ihn noch von damals als kleinen rapper wo er noch am Anfang war. Da hat er mit meim besten Kumpel Mucke gemacht die saugeil war. Aber naja der Schwur mit aggro hat den Bengel ins Vorschulalter zurückkatapultiert, Naja und die ganze Drogenpisse gibt ihm noch den letzten Rest zum Superrapper :-). Ich sag nur eins: G-Hot mach dein eigenes Ding und steig aus von dem Aggroscheiss, nimm Dir n Beispiel an Bushido, der hats gepackt. mach mit bushido n dizztracks gegen fler wie eko. du kannst mehr :-)

  • Vor 17 Jahren

    @Bear (« ganz meine Meinung. G-hot hat ein Problem,ihm bekommt diese ganze Aggroscheisse nich. der Junge kann mehr als das was er auf "aggrogant" darlegt. Ich kenn ihn noch von damals als kleinen rapper wo er noch am Anfang war. Da hat er mit meim besten Kumpel Mucke gemacht die saugeil war. Aber naja der Schwur mit aggro hat den Bengel ins Vorschulalter zurückkatapultiert, Naja und die ganze Drogenpisse gibt ihm noch den letzten Rest zum Superrapper :-). Ich sag nur eins: G-Hot mach dein eigenes Ding und steig aus von dem Aggroscheiss, nimm Dir n Beispiel an Bushido, der hats gepackt. mach mit bushido n dizztracks gegen fler wie eko. du kannst mehr :-) »):

    hmmm...wenn er aggro verlässt, besteht die gefahr, das er danach untergeht...bushido hatte ja schon einen "größeren" namen als er sich selbständig gemacht hat...denke nicht das g-hot auf die kohle und den fame verzichten will...aggro is nunmal derzeit die beste adresse was abverkäufe angeht...ob man sie mag oder nicht...

  • Vor 17 Jahren

    An alle im Forum!

    Wenn G-Hot aggro verlässt - was ist er dann?
    Wenn G-Hot aggro verlässt - was macht er dann?

    Ihr wollt die Antwort:

    Nichts mehr als Bushidos Schützling der in die Buchstaben von Chakuza tritt und ein One-Hit Chart Wunder macht!

    Und wenn er bei aggro bleibt:
    dann hat er noch jahre zu überdauern, bei dem er sich in die Knechtherrschaft von sido und der aggro posse begiebt, um es endlich zu schaffen!