laut.de-Kritik

Dreampop und Flower-Power für immer.

Review von

Marleen Nilssons Stimme klingt schon von Natur aus entspannt. Denn die Musikliebhaberin aus Malmö lebt nicht von ihren Platten und Konzerten, genauso wenig wie ihr Kompagnon Anders Hansson, der in einer Schokoladenfabrik die süßen, verspielten Dreampop-Töne von "Flicker" gegenfinanziert. Death And Vanilla sind zwar nur ein Duo, aber eines mit großer Instrumentensammlung. Die Spanne reicht von weichen Vibraphon-Tupfern über harte, zitternde Sixties-Tremolo-Gitarren bis hin zu pastellfarbenen Soundgemälden aus analogen Synths.

"Perpetuum Mobile" führt eindrucksvoll vor, was man unter Dreampop zu verstehen hat: Eine Art Ewigkeits-Feeling, das einer unendlichen Ambient-Strecke gleich die immer weiter laufende Fortsetzung suggeriert - anders als bei Ambient jedoch pluckernd, wabernd, flächig oder konturierend beständig neue Hörreize setzt. Entspannung durch Stimulation könnte man sagen.

Das Modell, knackige New Wave-Elemente gegen softe Grundierungen zu schaben, funktioniert auch im repetitiven "Looking Glass". Marleen lässt ihre helle, herzliche Stimme im Garage-Dickicht untertauchen und dem Moog freien Lauf. Man kann sich bildlich vorstellen, wie sie an den Tasten steht und nebenbei vor sich hin singt und jammt, übertönt von den Verstärkern.

Derlei Musik zu machen, setzt eine gewisse Furchtlosigkeit voraus. Denn das Nostalgische und Altmodische dieser Platte ist klanglich in keinem Segment verwurzelt, das auf TikTok viral gehen würde, höchstens von den heutzutage viel zitierten 80ern abgesehen. Weitaus mehr fußt "Flicker" in den krautigen Strukturen der 70er, sogar in Avantgarde-Konstrukten à la Jarre, Glass oder Eno: ein systematisch und filigran aus Sound-Layern errichteter Turm.

Besonders gut kommen auch die 60er zur Geltung, etwa in "Transparent Things", das so anmutet, wie Jefferson Airplane wohl heute klingen würden. Oder im Flower-Power-Flair des anmutigen Tracks "Baby Snakes". "If you really like your state of mind, you will be fine / everybody makes me stay sometimes, you will be fine", säuselt es im verklärenden Text über einen halluzinogenen Trip und das Loslassen. Psychedelic und pointiertes Sounddesign lassen ein klein wenig an "Riders On The Storm" von den Doors denken.

Death And Vanilla-Stücke enden meist recht unscheinbar, jedes macht einfach Platz für das nächste. Und so flutscht diese traumhaft schöne Platte perfekt, graziös und leichtfüßig dahin, ohne, dass auch nur ein einziger unstimmiger Takt stören würde.

Trackliste

  1. 1. Out For Magic
  2. 2. Baby Snakes
  3. 3. Find Another Illusion
  4. 4. Perpetuum Mobile
  5. 5. Looking Glass
  6. 6. Mercury's Rising
  7. 7. Fearless
  8. 8. Transparent Things
  9. 9. Perpetuum Reprise

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Death And Vanilla

Wenn der Henker eine Vanilleschote am Revers trägt, dann ergibt der Bandname vielleicht Sinn: Oder für den Fall, dass der Tod nach Vanille riecht. Death …

Noch keine Kommentare