laut.de-Kritik

Der Gig zwischen den Sandsteinfelsen gehört auf die große Leinwand.

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Die Kamera schwenkt über mehr als 9.000 Menschen, sie kreischen, bewegen sich ekstatisch, singen mit. Es scheint, als würde sich ein Menschenmeer wölben und auf die vier jungen Männer zurollen, die vor ihm auf der Bühne stehen. ''How's the weather like up there?" fragt einer von ihnen. Schließlich geben Mumford & Sons alles, was in ihrer Macht steht, um das Publikum im Denver Red Rock Amphitheater zu begeistern – was offensichtlich mühelos gelingt.

Zwischen zwei etwa 100 Meter hohen Sandsteinfelsen eingebettet liegt die Bühne, auf der die britische Folk-Band auftritt. Das Gefühl, vor dieser Stein- und Menschenkulisse zu spielen, muss überwältigend sein. ''Es klingt seltsam, aber wir haben damit gewartet, im Red Rocks zu spielen, weil wir diesen Ort so sehr schätzen'', erzählt einer aus dem Off. Die Band tritt so in die Fußstapfen von Größen wie U2, den Beatles oder Depeche Mode: Sie alle hatten schon mal die Ehre, an diesem wundervollen Ort spielen zu dürfen.

Das Konzert entstammt der 'The Gentlemen Of The Road'-Tour durch Colorado, die Mumford & Sons im August absolvierten. Passend dazu die Eröffnungssequenzen der ersten Mumford & Sons-Live-DVD: Eine Fahrt auf langen, breiten Straßen, die Ausläufer der Rocky Mountains, unendliche Weite, gefilmt im Super-8-Stil.

Performances von jeweils sechs Songs des Debütalbums Sigh No More sowie des Zweitlings Babel folgen, dazu immer wieder Eindrücke der gesamten Tour, etwa weitere Konzertmitschnitte, Radiointerviews oder Einblicke ins Bandleben - und alles in wunderbarer Bildqualität. Im Vordergrund stehen jedoch besagte zwölf Songs, die zeigen, dass die Mumfords eine der großartigsten Live-Bands Großbritanniens sind.

Auf der Bühne glänzen sie weder durch ausgefallenes Outfit noch durch eine große Bühnenshow. Für ihr Charisma reicht ein wenig Nebel und etwas farbiges Licht auch völlig aus - hier zählt eben die Musik: ''Bei jedem Gig haben wir das Gefühl, unsere Ziele zu erreichen, die darin bestehen, Konzerte zu geben und zu musizieren'.' Und so stehen sie da, mit ihren Stirnbändern, Hemden oder Hosenträgern und legen sich mit Banjo oder Kontrabass so richtig ins Zeug.

Die Menge feiert die vier Jungs ab und singt nicht nur bei ''Little Lion Man'' jede Zeile mit. Schließlich sieht man im Abspann, was sie nach ihrem Konzert hinterlassen haben: Die Tribüne des Theaters, die nun aussieht wie ein riesiges Schlachtfeld voller verschwitzter, glücklicher Menschen, die sich selig in den Armen liegen, oder im Freudentaumel den Platz verlassen. Um dieses Gefühl nachzuempfinden, empfiehlt es sich wohl, die DVD auf einer großen Leinwand anzuschauen.

Trackliste

  1. 1. Lover's Eyes
  2. 2. Little Lion Man
  3. 3. Below My Feet
  4. 4. Roll Away Your Stone
  5. 5. Lover Of The Light
  6. 6. Thistle & Weeds
  7. 7. Ghosts That We Knew
  8. 8. Awake My Soul (feat. Dawes)
  9. 9. Whispers In The Dark
  10. 10. Dust Bowl Dance
  11. 11. I Will Wait
  12. 12. The Cave

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