laut.de-Kritik

Dämlich-sympathische Lyrik-Ergüsse im Hackecorebrei.

Review von

Nachdem das letzte, im Vergleich zu den Vorgängern sehr aufgeräumte Werk "Goldkinder" für Unmut in Teilen des Fanlagers sorgte, wollen We Butter The Bread With Butter anno 2015 auch in Augen der Anhänger erster Stunde "Wieder Geil" sein. Steht so im Pressetext - klingt auch so.

"Ich Mach Was Mit Medien" legt gleich amtlich los. Strobosynthies, Breakdowns, Klischeelyrics (über das Klischee!), Grunz, Schrei, Bounce. Duracell-Rock vom Feinsten. Die Besungenen ("Du hast zwei Tattoos / Auf dem Hals und auf dem Fuß / Der Cupcake steht für deine Mum / Hübsche Sprüche auf dem Arm") feierns bestimmt.

Ich feiere zwar durchaus die herrlich abgedroschenen Texte ("Ich spuck' dir in die Seele rein / Ich zieh' dich in die Dunkelheit" – „Exorzist") und Songtitel ("Zombiebitch"), nicht aber das begleitende musikalische Kauderwelsch. Die Berliner kredenzen ein einziges Durcheinander aus überzogenem Coregeballer, nervtötenden Tranceelementen und gelegentlichem Pop-Kitsch.

Der Eskimo Callboy-Vergleich zwingt sich auf – nicht zuletzt weil deren Daniel Haniß an den Studioreglern Platz nahm. Wo die Castrop-Rauxeler allerdings Spaß machen, sind We Butter The Bread With Butter einfach nur anstrengend. Prototypisch dient "Rockstar" als Beispiel. Zwischen "Uäh, uäh"-Unkerei, Nintendoendgegnergedudel und Ärzte-Schluss fällt einem vor allem auf, wie geil doch eigentlich Nickelbacks gleichnamiger Song ist. "Thug Life" wartet im Anschluss mit dem altbackensten Kreiselmosh-Dröhnen überhaupt auf. Muss dat?

Um die Skip-Taste nicht zu zerstören kann man ja auf die Suche nach anderen Lichtblicken gehen, wenn die Songs an sich schon nicht als Songs funktionieren wollen. Gut, entweder man liest sich das Lyric-Sheet durch. Das hatten wir ja schon. Oder man erfreut sich an den Hypnose-Augen des Cover-Kätzchens. Aber hey, man wird tatsächlich doch noch anderweitig fündig! In "Bang Bang Bang" nämlich. Vokalist Paul Bartzsch wandelt auf den Spuren Devin Townsends zu "Oh My Fucking God"-Zeiten. Ganz an die Sickness des Mad Professor kommt er zwar nicht ran, aber Unterhaltungswert hats trotzdem irgendwie. Als einziger innermusikalischer Pluspunkt aber doch etwas armselig.

"Mach dich nackig es wird heiß, wenn ich bange fliegt der Schweiß / Ich mein' ja nur Headbangen / Nicht was du schon wieder denkst / Geh' doch nur zu Metal ab / Und bin gar kein Hengst / Man kann auch and're Sachen bang'n / Nicht das was du denkst" – ja, "Bang Bang Bang" fasst "Wieder Geil" irgendwie ganz gut zusammen: Dämlich-sympathische Lyrik-Ergüsse treffen auf leider nur dämlichen akustischen Hackecorebrei, auf den man gut verzichten kann. Falls WBTBWB überhaupt jemals geil gewesen sein sollten – auf "Wieder Geil!" sind sie es musikalisch betrachtet jedenfalls nicht.

Trackliste

  1. 1. Ich mach was mit Medien
  2. 2. Exorzist
  3. 3. Anarchy
  4. 4. Berlin, Berlin!
  5. 5. Bang Bang Bang
  6. 6. Gib mir mehr
  7. 7. Rockstar
  8. 8. Thug Life
  9. 9. Warum lieben wir nicht mehr
  10. 10. Zombiebitch

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