laut.de-Kritik
Spektakuläre Wiederkehr des sturmerprobten Entertainers.
Review von Dani Fromm"Der hat doch vor fünf Jahren gesagt, der singt nie wieder - und jetzt steht er wieder auf der Bühne?" Im selbst gewählten Vorruhestand hielt es Howard Carpendale nicht. Er wollte doch wieder Konzertatmosphäre schnuppern. Um zu ahnen, dass seinem Comebackalbum "20 Uhr 10" eine erneute Tournee folgen wird, musste man kein Prophet sein.
Ins Rampenlicht zurück gekehrt, teilt Howie die in den vergangenen Jahren gewonnene Erkenntnis mit seinen zahlreich erschienenen Fans: "Man kann seinen Beruf schon an den Nagel hängen. Aber seine Berufung kann man nicht verleugnen."
Der Einstieg in die Show, die im Mai in der Mannheimer SAP Arena aufgezeichnet wurde, gleicht einem Video-Clip. Klar, dass der Titeltrack von Carpendales aktuellem Album den Abend eröffnet, erklärt er doch die Umstände der einigermaßen spektakulären Wiederkehr. "Ich muss es wieder erleben - irgendwann."
Irgendwann ist jetzt: Neben seinem illuminierten Namenszug, gewandet in ein schlichtes, dunkles Sakko, macht Howard Carpendale eine ausgezeichnete Figur. Darüber hinaus erweist er sich als bestens bei Stimme, geht je nach Bedarf energiegeladen oder gefühlvoll zu Werke, witzelt mit seinem Publikum und zeigt sich von einer durch und durch charmanten Seite.
Dass dieser alte Showhase sich nicht davor scheut, sich auch einmal selbst auf die Schippe zu nehmen, macht ihn nur noch liebenswerter. Selbstverständlich weiß Howard Carpendale genau, dass die frenetisch klatschenden Damen im Saal - die mitgeschleppten Ehemänner lassen sich wohl an zwei Händen abzählen - in erster Linie auf seine Evergreens aus sind.
Neben den aktuellen Nummern führt er deswegen von "Hello Again" über "Tür An Tür Mit Alice" bis zu "Ti Amo" seine Hits im Gepäck. Bei "... Dann Geh Doch" föhnt der aus tausend Kehlen geschmetterte Refrain den Sänger beinahe von der Bühne. Die Bemerkung, die einem ob des lyrischen Gehalts seines Uralt-Titels "Das Schöne Mädchen Von Seite 1" auf der Zunge liegt, nimmt Carpendale dem spöttischen Kritiker gleich selbst aus dem Mund. So machen's die Großen. Hut ab.
Den zuweilen etwas drögen Eindruck, den die musikalische Seite von "20 Uhr 10" hinterließ, bügelt ein sturmerprobter Entertainer live vollkommen aus. Er ver-medleyt Tina Turners "Simply The Best", röhrt "It's A Heartache" wie weiland Bonnie Tyler und interpretiert, eine gelungene Hommage an den geschätzten Kollegen Udo Jürgens, dessen "Ich War Noch Niemals In New York", das ebenso textsicher und lauthals mitgesungen wird. Robbie Williams' "Let Me Entertain You" bleibt auch in Carpendale'scher Version keine leere Versprechung.
Howard Carpendale spricht - mit Recht, möchte man mit Blick auf das Ergebnis anmerken - seinen Kollegen auf und hinter der Bühne seinen Respekt aus. Seinem ausdauernden Bassisten Frank Itt widmet er, überaus passend, den Schmachtfetzen "Du Fehlst". Sein ebenso langjähriger musikalischer Weggefährte Joachim Horn-Bernges darf Aerosmiths "I Don't Wanna Miss A Thing" zum Besten geben, ehe die beiden angejahrten Haudegen gemeinsam Elvis' "Suspicious Minds" anstimmen.
"Vielleicht durch mein' DVD kann ich es auch einmal von vorne kucken", bemerkt Howie zur aufwändigen Lightshow. Solches empfiehlt sich: Stimmungsvolle Farbgebung und passende Kulissen - eine Skyline für "Eine Nacht In New York", ein Sternenhimmel für den "Astronaut" - setzen Carpendale und Band zu jedem Zeitpunkt ins rechte Licht. Zudem bietet der Bonus-Teil eine schicke Fotogalerie sowie einen Eindruck vom riesigen logistischen Aufwand, der in einer Veranstaltung dieser Dimension steckt.
Bereits nach zehn Minuten ärgere ich mich erheblich, diese Tour verpasst zu haben. Aber was soll's. Ich war auch noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii, ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans. Ich wette, ich bekomm' noch meine Gelegenheit, und Howie sagt noch einmal "Hello Again". Angesichts der hier gebotenen Leistung spricht zumindest nichts dagegen.
4 Kommentare
4 Punkte für den Schlagerbarden? Gewagt, gewagt. Frau Fromm lebt gerne gefährlich.
aber was soll's - der Howie und sein Akzent sind ja auch irgendie drollig, kaufen würd ich mir das Ding trotzdem nie
Ey Danni hast du dir das echt jetzt angetan und bist auch noch begeistert davon? Rap und Schlager wo liegt denn da die Relation Also ich musste mir dieses Konzert meiner Frau zu liebe auf Premiere angucken und wollte auch unbedingt meckern und kritisieren aber der Howard sang gut und machte ne gute Show... ich habs nicht gemocht aber dagegen sein konnte ich irgendwie auch nicht
rap und schlager - das passt prima.
das wusste einst schon stefan "wudo" johannesberg.
natürlich hab' ich mir das angetan. und es bot gar exzellente unterhaltung.
Nun gut mit Rap kenn ich mich jetzt wirklich nicht so gut aus... Das mit der exzellenten Unterhaltung ist allerdings richtig... das ist das überraschende bei diesem Konzert...