laut.de-Kritik
Nirvana sind Geschichte, verdammt!
Review von Manuel BergerWieso sind die Artworks von geilen Debütalben eigentlich immer so hässlich? "Please Please Me" von den Beatles, "Bleach" von Nirvana oder Megadeths "Killing Is My Business ... And Business Is Good" – musikalisch grundverschieden, doch sie alle eint ein Augenkrebs verursachendes Cover. The Arkanes bilden da leider keine Ausnahme. Aber wie heißt es so schön: "Auf die inneren Werte kommt es an." Mit denen wird sogar der Gasmaskenheini auf "W.A.R." zum Märchenprinzen.
Mit Nirvana hat das Quartett sogar noch etwas gemeinsam. Es eröffnet ein Album mit "Smells Like Teen Spirit". Oder zumindest mit etwas, das sich fast eins zu eins danach anhört. Um so dreist ein derartiges Riff zu borgen, braucht es Eier. Die haben The Arkanes offenbar zur Genüge. Denn sie verpacken den Diebstahl (ja, man muss es wirklich so nennen) so gekonnt, dass niemand empört aufschreit, sondern jeder mit einem fetten Grinsen im Gesicht "Onus" abfeiert. Nirvana sind Geschichte, verdammt!
Auch die Beatles müssen sich Sorgen machen. Der Arkanes-Heimathafen hört auf den Namen Liverpool. Und diese vier Jungs sind nicht gekommen, um nur die Nummer 2 in einem Ort zu sein. Außerdem beherrscht Sänger und Gitarrist Chris Pate Josh-Homme-Riffs genauso wie das Gestöhne von Robert Plant. Wenn das mal nicht die richtigen Voraussetzungen für etwas ganz Großes sind.
Ach ja, stimmt: der eigene Sound sollte natürlich auch nicht fehlen. Doch den hat die Band längst gefunden. Egal ob Ballade, straighter Stadionrocker oder Grunge-Stoner-Skatepunk-Hybrid – auf "W.A.R." klingt alles nach The Arkanes. Sogar Nirvana.
Hemmschwellen kennen die Engländer sowieso nicht. In "Paper Planes" kratzen schamlos Streicher mit einem klimpernden Klavier um die Wette. Dazu melancholische Akustikgitarren und ein Gesang, der jedes 14-jährige Mädchen dieser Welt dahinschmelzen lassen dürfte. Fertig ist das Klischeepaket. Aber warum zum Teufel klingt das trotzdem kein bisschen kitschig?
Die Antwort können The Arkanes wohl selbst nicht geben. Müssen sie auch nicht. So lange sie genau so weitermachen wie bisher. Denn dann kann die Wartezeit bis zum Nachfolger gar nicht schnell genug vergehen. Bis dahin läuft "W.A.R." eben in Dauerrotation.
3 Kommentare mit einer Antwort
was zur hölle...
http://www.frank151.com/storage/blog/edito…
Skandal! Lasst uns einen Schuh werfen!!!11elf!!
schön geklaut
0/5
Eingängig und handwerklich gut gemacht, ob der Halbwertszeit bin ich aber skeptisch.
Wer musikalisch in dem Pool zuhause ist, dessen sie sich bedienen, wird seine Freude daran haben. Mit dem Stil-Mischmasch leider aber auch der Wiedererkennungswert.
Aber alles Haarspalterei - für ein paar Durchläufe auf Spotify oder Play Music reichts allemal und "Onus" kommt in eine Playlist.