laut.de-Kritik

Selbst Gerres Ranzen kann die Sonne nicht verdunkeln.

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Prinzipiell ist es ja keine so schlechte Idee, ein paar alte Live-Videos auch auf DVD zugänglich zu machen. Schließlich lässt sich mit der heutigen Technik doch noch allerlei aus solchem Material rausholen und überarbeiten. Und mal ehrlich: Wer kauft sich schon noch nen VHS-Player?

"Open All Night" mag zwar der ein oder andere bereits als Tape noch irgendwo im Regal stehen haben, für die jüngeren Thrasher dürfte das Teil aber weitgehend unbekannt sein. Also haben Tankard den Gig von 1990 einfach noch mal auf DVD gepackt, die Show vom Rock Hard Festival 2007, drei Videos und ein paar Outtakes dazu gekloppt, "Reloaded" drangehängt und raus damit. Vor allem Fronter Gerre gibt in den beiden 17 Jahre auseinanderliegenden Livemitschnitten ein hervorragendes Beispiel für 'Vorher/Nachher'-Dokumentationen ab.

Nachdenklich wird man allerdings bei der Programmführung der DVD. "Live At East Berlin"? Äh, kann mich gar nicht erinnern, dass Ostberlin ein Club oder ein Festival war. Zumal der Gig auch von 1990 stammt und die Berliner Mauer bereits 1989 von David Hasselhoff niedergesungen wurde. Aber wie Gerre in einer seiner Ansagen mitteilt, hatte auch der letzte Tankard-Gig in West Berlin im Jahr zuvor so was wie eine Signalwirkung. Die Hessen waren schon immer für Völkerverständigung gut!

Soundtechnisch ist das Ding allerdings echt noch tiefster Osten. Basser Frank Torwarth gehört nur optisch zur Band. Akustisch ist er jedenfalls nicht wahrzunehmen. Und auch die halbe Portion, die uns hinter dem Mikro den Gerre macht, ist anfangs akustisch nur zu erahnen.

Die Leggins sind aber hot as hell und der Manta-Pudel, den Gitarrist Axel Katzmann auf dem Kopf hat, ist auch nicht ohne. Sogar nen Purzelbaum kann der Frontförster schlagen, ohne vom eigenen Bauch erlegt zu werden.
Die Meute, vor der die Frankfurter an dem Abend spielen, ist aber definitiv beeindruckend.

17 Jahre später stehen sie auf der Rock Hard Festival Bühne, und außer Gerre und Frank hat sich das Line-Up komplett geändert. Nur eine Gitarre, dafür gibt es mittlerweile ja die doppelte Portion Gerre und der Sound ist mindestens dreimal so fett wie in Berlin. Durchs Publikum zieht die Polonaise, und die Stimmung ist genau wie das Wetter bestens. Selbst Gerres Ranzen kann die Sonne nicht verdunkeln.

Was Sprüche und spontane Ansagen angeht, macht man mit dem Dicken eh nie was falsch. Zwar kackt ihm spätestens bei "Die With A Beer In Your Hand" die Stimme etwas ab, aber dass der Mann konsequent zum gemeinsamen Joggen animiert, sieht man auch nicht so oft.

Die drei Videoclips zu "The Beauty And The Beast", "Forza SGE" und "Stay Thirsty" sowie ein paar vom Tankard-Manager Buffo gefilmte Outtakes von den diversen Touren der Frankfurter runden die Sache ab. Man mag die Jungs ja als Spaßtruppe sehen, aber daran, dass sie ein paar richtig starke Thrash-Nummer geschrieben haben und mit Brasilien, Finnland und Russland schon ganz schön weit rumgekommen sind, ist nun mal nicht zu rütteln.

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