laut.de-Kritik

Mit dem Bauchgefühl eines Zehnjährigen.

Review von

Es erweist sich als knifflige Aufgabe, Symbas Debüt-EP "Teamboys Undso" einigermaßen stimmig einzuordnen. Dankenswerterweise gibt seine PR-Abteilung einige Erläuterungen zur Musik an die Hand. Wenn der Berliner "einen Gedanken oder eine Idee formuliert" habe, so der Pressetext, dann seien sie "für ihn abgeschlossen". Für sein Alter handele es sich dabei um eine "vollkommen folgerichtige Art und Weise Musik zu machen". "Beständigkeit und Sicherheit" seien "im derzeitigen Status dieses Planeten" immerhin "keine Parameter mehr für seine Altersgruppe".

Das mag zwar nachvollziehbar klingen, doch zugleich wirkt es so, als versuche man, der EP nachträglich ein Konzept überzustülpen. Für die unbeschwerte Grundhaltung des Rappers erscheint die Erklärung zu ernst, für seine impulsiven Texte zu durchdacht. Symba wandelt vielmehr durch seine Songs. Bereits das absichtlich fehlende Leerzeichen im EP-Titel ist Ausdruck dieser Formlosigkeit. Er pflegt eine demonstrative Harmlosigkeit, die es vermeidet ins Süßliche zu kippen. Seine ignorante Haltung tritt nie in einer breitbeinigen Form auf wie bei Fler oder Wolfgang Kubicki.

Wo andere Rapper ihre Hörerschaft mit aggressiven Schlagworten belästigen, bietet Symba ein fröhliches Sammelsurium an Gedanken, wie sie etwa bei der morgendlichen Dusche unkoordiniert durch den Kopf springen. "Weiße Nikes wegen Popkultur. Ihr Vater fragt, bin kein Rapper. Ich hab' blauen Batzen in der Blue Jeans. Big Bigfoot, Big Stepper, 90er Techno zum Wachwerden", erzählt er mit geistig umnebelter Betonung im eröffnenden "Topboys". Im Refrain verfällt der Berliner in einen eingängigen Singsang, der die gesamte EP prägt.

Stücke wie "Sensei" funktionieren fast ausschließlich über Symbas Stimme, die den einfachen Piano-Loop und die in trappiger Geschwindigkeit gespielten Hi-Hats erst zum Ohrwurm erhebt. Cloud Rap à la "Silver Surfer Skit" glückt ihm zudem, weil er kompetent mit Autotune umgeht. Er stirbt nicht gleich den künstlerischen Tod, wenn das Programm fehlt, um seine Vocalspur zuzukleistern. Mitunter widerspricht die Stimmung dem versprochenen Thema im Songtitel wie beim fluffig produzierten "Bootcamp" oder "Wm2006", in dem er das vom Ehrgeiz überhitzte Sommermärchen sediert.

"Shawty ist sauer", stellt er in "Wm2006" fest, um bauchgetrieben wie ein zehnjähriger Junge zu ergänzen: "Sie will zu mir, doch ich kann heute nicht. Ich spiel' gerade Fußball mit all meinen Jungs. Deshalb will ich jetzt nicht". Symbas humorvolle Oneliner reißen in der Regel kurz ein Thema an, um es sogleich wieder fallen zu lassen: "Mein Bruder braucht Geld, also heb' ich Geld ab". Weit und breit lässt sich keine Agenda ausmachen, obgleich er den schnellen Gag wie in "Wood Talk" punktuell mit Relevanz unterfüttert: "Die Eltern mögen Schwarze nicht, doch passt schon, weil bin Christ."

Mit "Schweden Fc" wählt der Berliner einen rätselhaften Schlusspunkt. "Trappen in der Hood mit den Boys. Und was macht das dann mit mir?", singt er mit melancholischer Stimmlage zum nachdenklichen Instrumental, um im tieftraurigen Flüsterton zu ergänzen: "Mein Leben wendet sich zu oft. Was weißt du von meiner Wut?". Die eingeschlagene Richtung scheint eindeutig zu sein, doch schon läuft er in die nächste spaßige Sackgasse: "Willst du mit? Haben auch Scheine. Und wenn nicht, dann ist OK". So bleibt es bis zum Schluss eine Herausforderung, Symbas erste EP zu rezipieren.

Trackliste

  1. 1. Topboys
  2. 2. Sensei
  3. 3. Wood Talk
  4. 4. Silver Surfer Skit
  5. 5. Wm2006
  6. 6. Bootcamp
  7. 7. Schweden Fc

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