laut.de-Kritik

Hält nicht ganz, was der Vorgänger verspricht.

Review von

Im Grunde muss sich Sean Paul keinerlei Sorgen machen. Fast sechs Millionen verkaufter Einheiten von "Dutty Rock" sprechen eine deutliche Sprache. Freunde jamaikanischer Volksmusik, Kopfnicker und Mainstream-Publikum einigten sich gleichermaßen auf die ebenso chart- wie clubtaugliche Mischung aus Dancehall-Riddims, Hip Hop und einer Spur Roots-Reggae. Andererseits stellt Erfolg auch stets eine immense Hypothek dar. Die Erwartungen hatten in den drei Jahren, die seit "Dutty Rock" ins Land gingen, Zeit für fröhlichen Wildwuchs. Hält "The Trinity", was der Vorgänger verspricht?

Fire Links brüllt eröffnende Worte und lässt Bestes erwarten: "Trinity! Govern the globe! Govern the dancehall!" Wunderbar, derart energisch sollte der Weg zur Weltherrschaft frei und gleichzeitig ein deutlicher Schritt weg vom Pop-Appeal vergangener Tage vollzogen sein. Mit "Head In The Zone" und der Single "We Be Burnin'" schließen sich nahtlos zwei ordentlich bouncende Party-Tunes an. "We Be Burnin'" erschien mir beim ersten Kontakt zwar enttäuschend öde, bei genauerer Betrachtung erweist sich der streicher-verbrämte Stepz-Riddim der Renaissance Crew allerdings als durchaus interessant konstruiert. "Ever Blazin'", nicht ganz neu aber immer noch ein erstklassig funktionierender Masterpiece-Track, war vor etwa zwei Jahren bereits ein Knaller und dürfte auf diesem Weg eine zweite Blütezeit erfahren.

Erfreulich, dass es Sean Paul ein weiteres Mal gelingt, die im Dancehall allgegenwärtige Homophobie außen vor zu lassen. Zahlreiche Huldigungen an die Damenwelt, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Erfolg ("Change The Game"), der Verlust nahestehender Personen ("Never Gonna Be The Same") stellen die Themen auf "The Trinity".

War "Dutty Rock" noch Treffpunkt zahlreicher illustrer Feature-Artists, verzichtet Sean Paul diesmal weitgehend auf Gastauftritte. Sich (besonders auch was die Produktion betrifft) ganz auf seine Heimatinsel zu konzentrieren und nur wenige junge jamaikanische Gesangstalente mit auf den Zug zu nehmen, mag konsequent sein - der gebotenen Vielfalt hat es gleichwohl nicht gut getan. Sean Paul verfügt über einen Style, den man getrost als Monster-Flow bezeichnen kann: grandios, aber eben leider immer gleich. Die wenigen Atempausen, die einem Wayne Marshall, Nina Sky und Tami Chynn verschaffen, sorgen für ein wenig Abwechslung und sind wirklich dringend erforderlich. Besonders letztgenannte Dame liefert mit glasklarer Stimme einen hörenswerten Chorus zu "All On Me", und auch die Schwestern von Nina Sky machen in "Connection" eine mehr als gute Figur.

Im Prinzip ist das alles schön und gut. Der ähnliche Aufbau sämtlicher Tracks (reduziertes Instrumental, Sean Pauls Stimme) und die zuweilen offensichtlich fehlenden musikalischen Ideen (von "I'll Be There" bis "Head To Toe" erstreckt sich eine echte Durststrecke, bei der auch lustig aus "Kill Bill" entliehene Sounds nicht mehr viel helfen) ermüden auf Albumlänge allerdings doch sehr. "We school them on di true hits", heißt es in "Trinity". Mag sein. Am Stück genossen, erweist sich Sean Pauls neuester Wurf allerdings als zäher Brocken.

Trackliste

  1. 1. Fire Links Intro
  2. 2. Head In The Zone
  3. 3. We Be Burnin'
  4. 4. Send It On
  5. 5. Ever Blazin'
  6. 6. Eye Deh A Mi Knee
  7. 7. Give It Up To Me
  8. 8. Yardie Bone (feat. Wayne Marshall)
  9. 9. Never Gonna Be The Same
  10. 10. I'll Take You There
  11. 11. Temperature
  12. 12. Breakout
  13. 13. Head To Toe
  14. 14. Connection (feat. Nina Sky)
  15. 15. Straight Up
  16. 16. All On Me (feat. Tami Chynn)
  17. 17. Change The Game (feat. Looga Man and Kid Kurup)
  18. 18. The Trinity

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