laut.de-Kritik

Dancehall- und Reggae-Tunes mit reichlich Pop-Appeal.

Review von

Was macht man, wenn das eigene Genre in den vergangenen zwei Jahren auf einmal mitten im Mainstream stattfindet? Santigold, die bislang eher als Weggefährtin von Musikern wie Diplo oder M.I.A in Erscheinung getreten ist, legt mit Rückendeckung von Mixpaks Dre Skulls nun ein Mixtape nach, das auf den Zeitgeist-Advent von Popcaan und Reggaeton mit risikoarmem, aber tanzbarem Pop reagiert.

"I Don't Want: The Gold Fire Sessions" referiert musikalisch eher auf die Basis ihres Sounds, kehrt vom Bubblegum-Ausflug auf "99ct" zurück. 2018 natürlich unvermeidbar sind Perkussionen aus dem Trap-Teich, die aber dank elektronischer Kante und starkem Sounddesign recht sinnvoll mit den herberen Grooves verschmelzen. Ansonsten geht es gewohnt auf den Genre-Grenzen von Dancehall, Reggae, Dub, Reggaeton und Weltmusik weiter.

Songs wie "Run The Road" kontrastieren Rhythmusfundamente mit leichtfüßigen Pianos und weitläufigen Hook-Lines. Der Pop-Appeal ist gegeben, der Einsatz von Synthesizern in der Bridge öffnet den Song einem noch House-affineren Publikum, während die Vocals in den Strophen doch klaren Rückbezug zu weltmusikalischen Einflüssen symbolisieren.

Eine Dualität, die sich auch auf Nummern wie "Wha' You Feel Like" oder "Why Me" findet. Hier kehrt man zurück zu den Dancehall-Grundsätzen und lässt die musikalische Dub-Wurzel erfrischend deutlich durchschimmern. Während ersteres noch mit stampfenden 808-Kicks in Richtung Dancefloor schielt, fängt "Why Me" die sonnige Inselatmosphäre ein wie sonst nur Lee 'Sratch' Perry.

Zwischendurch tauchen jedoch auch immer wieder Balladen auf, deren Notwendigkeit sich trotz der ohnehin kurzen Laufzeit nicht unbedingt erschließt. "Valley Of The Dolls" nimmt recht uninspirierte Reggae-Instrumentation und eine etwas unbeschwingte Stimme für einen der sperrigsten Tracks der Platte auf. Da greift man doch lieber zum (seltsam spezifischen) Namensvetter von Marina And The Diamonds.

Wie manches Projekt aus dem Umfeld ehemaliger Major Lazer-Affiliates krankt auch "The Gold Fire Sessions" an einer gewissen Überproduziertheit. Zwar hat sich Diplo zumeist zugunsten von Dre Skull zurückgehalten, trotzdem geraten viele synthetische Elemente zu dick und zu sperrig, während organische Anteile ernüchternd oft im Mix verschwinden. Ein Maximalismus, der unangenehm an die frühen Zweitausendundzehner erinnert, ohne dem eigentlichen Konzept und den gesanglichen Stärken von Santigold wirklich in die Karten zu spielen. Tracks wie "A Perfect Life" oder "Gold Fire" lechzen gefühlt geradezu nach einer zielführenderen, reduzierteren Produktion.

So steht sich "I Don't Want: The Gold Fire Sessions" über weite Strecken selbst im Weg. Santigold ist eine der interessanteren Künstlerinnen aus dem Dancehall-Dunstkreis und zeigt auch auf dieser Platte ein routiniertes Gefühl für Stimmung und Refrains. Nichtsdestotrotz reichen diese Stärken nicht aus, um über die etwas zu mechanische Produktion und das nicht all zu inspirierte Songwriting hinwegzuhelfen.

Trackliste

  1. 1. Coo Coo Coo
  2. 2. Run The Road
  3. 3. Wha' You Feel Like
  4. 4. I Don't Want
  5. 5. Valley Of The Dolls
  6. 6. Why Me
  7. 7. Crashing Your Party
  8. 8. Don't Blame Me (feat. Shenseea)
  9. 9. A Perfect Life
  10. 10. Gold Fire

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