laut.de-Kritik

Der richtige Sound für den Festival-Nachmittag.

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Oft neigen wir dazu, Musik in ein Schwarz-Weiß-Schema einzuteilen. Da gibt es die gute Seite, Musik die uns intensiv beschäftigt und nachhaltig prägt. Dann gibt es die dunkle Seite, den Musikmoloch, den wir am liebsten mit spitzen Fingern im Papierkorb versenken. Dabei vergessen wir nur allzu leicht die endlosen Graustufen, die sich zwischen diesen Polen auftun.

Natürlich gibt es Bands, die mit dem Prädikat 'ganz nett' passend beschrieben sind. Acts eben, die nicht nerven, wenn sie aus dem Radio schallen oder vom Plakat des Lieblingsfestivals herunter grüßen, aber uns eben auch nicht vom Hocker reißen. Klar, wird jetzt der ein oder andere sagen, 'nett' ist die kleine Schwester von 'scheiße'. 'Nett' (und zwar ohne Link zu 'scheiße') bleibt trotzdem das Attribut, das zu Royal Republic einfällt.

Die schwedische Kombo markiert den logischen skandinavischen Hybrid aus den frühen Mando Diao und den frühen The Hives: In den guten Momenten klingt das nach einer eingängig rotzigen Mischung aus beiden Welt. In den schlechten eher nach Coverband. 'Ganz nett' halt. Wie dem auch sei: Hier liegt die dritte Scheibe "Weekenend Man" und die Erwartungshaltung ist denkbar neutral.

Der Opener "Here I Come" klingt, als hätte man ihn in den vergangenen Jahren 5.000 Mal von 2.000 Bands gehört, von Billy Talent über Eagles Of Death Metal bis hin zu The Rural Alberta Advantage. Der Mitgröl-Song geht, getrieben von Drums und kreisenden Gitarren, nach vorne, wird zweistimmig, dreht noch zwei, drei verstaubte Runden, ehe er in alle Himmelsrichtungen zerstaubt.

Die Crux dabei: Auch wenn man das alles ein wenig vorhersehbar findet, gibt der Song doch einen energiegeladenen Startschuss, der Lust auf mehr macht. Denn das schwedische Quartett hat offenbar verdammt noch mal Bock auf eine spaßige Rock'n'Roll-Platte. Der Rezensent öffnet sich jedenfalls gleich mal eine Dose Bier.

Und in der Tat: Royal Republic spielen in der Folge einen ganz klassischen Festival-Nachmittag-Sound. Tanzbar, eingängig, spaßig, wild. Die einzelnen Bausteine von Songs wie "Walk!" oder "When I See You Dance With Another" sind darum recht austauschbar, teilweise sind Übergänge nur durch die kurzen Pausen zwischen den Stücken erkennbar – der Sound der Platte ist jedenfalls überaus homogen (wahlweise eintönig) und verfolgt ein klares Konzept: einstöpseln und los.

"Weekend Man" geht so als vertonte Hausparty durch. Der musikalische Unterbau kratzt dabei eher im Hintergrund, während sich die Stimme Adam Grahns breitbeinig in den Vordergrund schiebt und immer wieder von Zweitstimmen unterstützt wird. Die Produktion strahlt eine gewisse Unmittelbarkeit und Energie aus: Die Platte klingt so rau, so ungeschliffen, als wären die Songs live eingespielt.

Der Titeltrack präsentiert sich dann als echtes Brett: "I'm Not A Hippie, I Just Get Stoned". Hallelujah! Eine Rock'n'Roll-Hymne irgendwo zwischen ZZ Top, Led Zeppelin und Turbonegro, eine Songbombe, die textlich kein Fettnäpchen auslässt und gerade deshalb granatenmäßig Spaß macht. Hirn aus, Luftgitarre raus.

Das folgende "My Way" trägt dann das Gewand einer fast klassischen Indiehymne mit aufdringlichem Hives-Einschlag, das massive Riff weicht dem eingängigen Highspeed-Gewirbel. "Follow The Sun" tönt sogar elektronisch verzerrt, doppelbödig, angespannt – der beste, weil ungewöhnlichste und für Royal Republic-Verhältnisse mutigste Song der Scheibe.

So muss man "ganz nett" doch in 'gelungen' umwandeln. Die Platte bereitet Spaß, auf jeden Fall dann, wenn man im kommenden Sommer die Sonne auf den lässig aus dem Autofenster hängenden Oberarm brutzeln lässt. Ein Wow-Effekt bleibt trotzdem aus, dafür bleiben Royal Republic am Ende doch zu arg Konglomerat. Den unmittelbaren Hörgenuss trübt das zwar nur wenig, aber richtiges Ärsche-Kicken geht anders.

Trackliste

  1. 1. Here I Come (There You Go)
  2. 2. Walk!
  3. 3. When I See You Dance With Another
  4. 4. People Say That I'm Over The Top
  5. 5. Kung Fu Lovin'
  6. 6. Weekend Man
  7. 7. My Love
  8. 8. Follow The Sun
  9. 9. Uh Huh
  10. 10. Any Given Sunday
  11. 11. Baby
  12. 12. High Times
  13. 13. American Dream
  14. 14. Getting Along
  15. 15. Playball

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