laut.de-Kritik

Nur für Hartgesottene - hoffentlich hört Kanye das nicht!

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Mit "A Pentatonix Christmas" erscheint das mittlerweile dritte Weihnachtsalbum der A-Cappella Combo Pentatonix aus Texas. An Weihnachten kann man offensichtlich selbst den allerletzten und überflüssigen Ramsch an Mann und Frau bringen, denn was hier geboten wird, ist so unnötig wie eine Warze im Gesicht.

"A Pentatonix Christmas" ist schlicht und ergreifend ein ganz ganz ganz schlimmer Fall von Geschmacksverirrung der übelsten Sorte. Beatboxing mag ja auf der Kleinkunstbühne ganz witzig sein: "Haha, der macht ja Instrumente mit dem Mund nach!" Aber diese blödsinnige Maulakrobatik gepaart mit Sopran-Dauerbeschallung geht auf Albumlänge schon sehr an die nervliche Substanz. Dieser musikalische Abschaum hat wirklich keine Daseinsberechtigung.

Man kann jetzt nicht behaupten, dass dieses Album schlecht produziert oder eingesungen sei. Trotzdem sollte man spätestens nach dem vierten Song "I'll Be Home For Christmas" vorsorglich den Kotzeimer neben dem Schreibtisch platzieren, denn mit den ersten Sekunden von "Up On The Housetop" kündigt sich dann auch wirklich Brechreiz an, der sich im weiteren Verlauf dieses Trommelfellmassakers nur mit größter Mühe wieder unter Kontrolle bringen lässt.

An diesem Punkt folgen allerdings noch sechs weitere musikalische Kriegsverbrechen, und man weiß nicht, ob man deshalb lachen oder weinen soll. Es wirkt wie ein schlimmer Unfall, bei dem man einfach nicht wegsehen kann, obwohl man weiß, dass mit Sicherheit Menschen verletzt wurden. Dieser musikalische Kehricht verletzt auch - und zwar psychisch.

Wie aus dem Nichts versetzt "Coventry Carol" einen dann mit seinem Choralgesang ins Kloster – das passt einerseits überhaupt nicht zu den restlichen Songs und sollte andererseits genau dort bleiben. Bei den Mönchen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, für immer!

Leonard Cohen würde sich mehrfach im Grabe herumdrehen, müsste er sich diese perverse Vergewaltigung seines Klassikers "Hallelujah" anhören. Haben diese Pentatonix eigentlich überhaupt kein Gewissen? "Bum Bum Bum Ha Uuuuuuuuuh", und dazu ein Gesang jenseits aller ertragbaren Tonhöhen. Das können diese Talentwettbewerbs-Kasper nicht wirklich ernst meinen. Bitte verschont auch Kanye West mit dieser abgrundschlechten Version von "Coldest Winter" – der ist momentan ohnehin psychisch labil und diese Grausamkeit würde ihn mit Sicherheit vollkommen in den Wahnsinn treiben.

Es ist wirklich ein Wunder, wie man ohnehin schon Nerven strapazierende Weihnachtslieder noch derart misshandeln und in den Dreck ziehen kann. Welcher Produzent hat bitte das Okay für diesen Sondermüll gegeben? Und auf welchen Drogen war der? Das ist wirklich selbst für die mieseste Hardcore-Trash Party zu übel. Da höre ich mir lieber die zehn Stunden Version von Whams "Last Christmas" in Dauerschleife an, als "A Pentatonix Christmas" noch ein einziges Mal. Außerdem hoffe ich inständig, dass dieser Haufen musikalischen Mülls ironisch gemeint ist und ich diesen künstlerischen Kniff einfach nicht begreife, denn alles andere würde meinen letzten Glauben an die Menschheit im Keim ersticken. "Unz Ba Bum Bum Disch".

Trackliste

  1. 1. O Come, All Ye Faithfull
  2. 2. God Rest Ye Merry Gentlemen
  3. 3. White Christmas (feat. The Manhattan Transfer)
  4. 4. I'll be Home For Christmas
  5. 5. Up On The Housetop
  6. 6. The Christmas Sing-Along
  7. 7. Coventry Carol
  8. 8. Hallelujah
  9. 9. Coldest Winter
  10. 10. Good To Be Bad
  11. 11. Merry Christmas, Happy Holidays

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