Das aktuelle Greatest Hits-Album der Fab Four ist im Begriff, kühnste Verkaufsprognosen zu übertreffen. Ironischerweise stellen die Rekordmeldungen den eher lauen ersten offiziellen Website-Auftritt der Band "beatles.com" in den Schatten.

Konstanz (mis) - Dass sich ein neues Beatles-Album nicht mit hinteren Chartsregionen zufrieden gibt, war abzusehen. Noch dazu eines mit 27 Nummer Eins-Hits der Band. Seit vergangenen Montag ist das Werk mit einer weltweiten Startauflage von acht Millionen Exemplaren im Handel erhältlich und schon jetzt purzeln die Rekorde wie zu Zeiten der Beatlemania: 400.000 Erstauslieferungen vom "1"-Album in Deutschland ergeben auf Anhieb Platin-Status. Die WOM-Verkaufskette berichtet vom bestverkauften Album, das jemals am Tag der Veröffentlichung über die Ladentheke wanderte. So auch der Tenor anderer deutscher Einzelhändler.

Großbritannien, Heimat der vier Trophäenjäger, will da nicht hinterher hinken: auf der Insel verkaufte sich das "1"-Album bereits fünfmal so oft, wie das zweitplatzierte der Charts. Auch im fernen Japan jubilieren die Musikalienhändler angesichts der Zahl von 330.000 verkaufter Einheiten des Hit-Sammelsuriums.

Friede und Freude landauf, landab, könnte man meinen, doch der Schein trügt. Ebenfalls am vergangenen Montag wurde die groß angekündigte, erste offizielle Website der Liverpooler frei geschaltet. Wie berichtet wurde, zeichnen Sir Paul McCartney, Ringo Starr, George Harrison und Yoko Ono persönlich für die Gestaltung verantwortlich. Da tut es doch gut zu sehen, dass auch die berühmten Engländer nur mit Wasser kochen, denn selbst wenn sie sich über Jahrzehnte hinweg beispiellos mit dem Navigieren durch weltumspannende Chartregionen auskannten, das "neue" Medium Internet ist ihnen offensichtlich fremd.

Zu schwerfällig präsentiert sich beatles.com. Im Prinzip eine schlichte Fortführung des CD begleitenden Booklets, schnüffelt der User auf den neuen Seiten in getrennten Bilderarchiven der insgesamt 27 N°1-Songs, begutachtet Presseberichte, Session- und Aufnahmeblätter sowie Unmengen länderspezifischer Coversleeves. Bei den Audio- und Videobuttons klickt die Maus noch in die Leere.

Ein sogenannter "New Feature"-Kasten deklassiert die groß angekündigte Interaktivität letztlich zum Überraschungsei-Prinzip. Lediglich einige wenige Songs beeinhalten einen Gimmick: Bei "Get Back" kann man sich zum Abschluss-Gig auf's (oder unter's) Apple-Dach beamen lassen, um von umständlicher Animation geleitet alles andere als nostalgisch-verklärte Gefühle (nämlich die Nerven belastende) zu empfinden.

"We Can Work It Out" sollte von allen Kniffel-Fans goutiert werden: im Stile des Magischen Würfels können hier Beatles-Bilder wieder in die richtige Reihenfolge geknobelt werden. Ebenso ein Bilderpuzzle und ein Audio-Puzzle (!), das mit kurzen Soundbits die wahren Kenner anspricht.

Die Freunde der Adventure-Spiele können bei "Help" nach Eingabe eines Namens und Passworts suchend durch Räume (u.a. Hamburger Starclub) eilen und versuchen, Kontakt mit anderen Anwesenden aufzunehmen. "Yellow Submarine" dagegen lehnt sich an den Film an und der Besucher darf in Ballerspiel-Manier das Pepperland verteidigen.

Angefangen mit der eher Promotion-Zwecken dienlichen Idee, die Homepage dem gerade erschienenen Best Of-Album anzugleichen, hinterlässt das Ergebnis nicht den erhofften Verblüffungseffekt. Im Detail zu nachlässig und insgesamt zu kopflastig, darf man sich fragen, ob weniger nicht doch mehr gewesen wäre.

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