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April: Ein Ententraum geht um die Welt

April, Monat des Ententraums. An dieser Stelle muss ich kurz zurückgreifen: Bereits im Januar treffe ich einen engen Vertrauten der Band International Music. Thema: Das neue Album. Deutschland ist im harten Lockdown, Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen, man muss kreativ sein. Wir treffen uns nach Sonnenuntergang an einem entlegenen Bodenseeufer - "du erkennst mich an der Halbliterflasche". Ja, er habe das neue International Music-Album schon gehört. Es heiße, kein Witz, "Ententraum". Stille. Okay, ist außergewöhnlich, aber die Band ist es ja auch, erwidere ich. Also, fahren sie weiter den Stil von "Die besten Jahre"? Weiter den monotonen Ruhrpott-Sägezahn-Indie mit Velvet Underground-Schlagseite? Nein, gar nicht, es sei ganz anders geworden, poetischer, aber auch ungreifbarer. Ok, aber schon noch düster? Nein, nicht so. Und sie bringen einen großen Apfel auf dem Cover. Jesses, die pure Lebenslust? Vitamine statt Kneipe? Nein, naja, Lebenslust schon, klar. Die Band ist definitiv horizonterweiternd drauf.

Uff! Diese Infos brachten mich in meiner Vorfreude damals nicht sonderlich weiter, zumindest nicht in der Frage, ob IM mit ihrem neuen Sound weiterhin meine Lieblinge bleiben würden. Wie sich dann heraus stellte: Der Kollege hatte in allem recht und hätte es kaum treffender formulieren können. Space is the place, die Essener hoben mit einem sehr langen Doppelalbum ab, definierten mal kurz Psychedelic Pop aus Deutschland neu und landeten zwar verdient, aber doch sehr überraschend auf Platz 2 der laut.de-Alben des Jahres. Eine beeindruckende dadaistische Krautrock-Extravaganza voll zuckersüßem Aroma und milder Apfelsäure, nichts für den Massengeschmack, aber eben doch magenfreundlich ausarrangiert und so verteufelt vollmundig, dass sich diese 17 Kometenmelodien immer weiter herumsprachen in der Welt. Live dann wieder 2022, hoffentlich.

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