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Drangsal macht jetzt Schlager

Bleiben wir bei Drangsal. Der Pfälzer, mittlerweile Podcast-Star, deutete auf seinem letzten Album "Zores" und vor allem auf der Single "Turmbau zu Babel" vor drei Jahren schon an, dass er nicht gewillt ist, als deutsche Smiths-Kopie in die Pop-Annalen einzugehen. Zu meinem großen Leidwesen, denn "Zores" belegte vor allem die alte Weisheit: Lieber eine gute Kopie als ein schlechtes Original. Doch als Dienstleister der Massen, als der sich Drangsal nach seinem Rock-am-Ring-Primetime-Auftritt mit Casper offensichtlich sieht, geht er diesen Schritt auf dem kommenden Album "Exit Strategy" (27. August) offenbar konsequent und schnurgerade weiter. Sollte einen natürlich nicht wundern, wenn man seine unironische Coverversion von Klaus Lages "1000 und 1 Nacht" kennt.

Der neue Song "Urlaub von mir" spart sich nun auch die härteren Gitarren und jeden smarten Indie-/Punk-Duktus von einst und geht dahin, wo es weh tut: Schunkel-Beat, cheesy Keyboards und Mark Forster-Chöre. Gut, ob ein Track wirklich im Radio läuft, wenn Worte wie "scheißen", "fucking" und "Komasaufen" fallen, sei mal dahingestellt, an der Musik ändern diese Details aber erst mal nichts. Kommt bald der Neue Deutsche Schlager? Oder will der Mann einfach nur zum ESC? Dort holte sein Pfälzer Landsmann Roman Lob 2015 allerdings immerhin Platz 8.

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