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Platz 6: The Unforgettable Fire (1984)

"Bei U2 ging es immer um Energie und Atmosphäre. Mit Brian Eno haben wir auf diesem Album versucht, den zweiten Punkt etwas stärker heraus zu arbeiten", so Bono im Herbst 1984 zur Veröffentlichung von "The Unforgettable Fire". Aus dem Windschatten von Gitarrenbands wie Echo & The Bunnymen und den Simple Minds tritt man spätestens mit dieser Platte, auf der ein "Sunday Bloody Sunday" nirgends mehr Platz findet. Stattdessen entdeckt The Edge das Reverb-Pedal und führt den Sound von U2 damit in ein neues Kapitel.

Der in sich ruhende Opener "A Sort Of Homecoming" ist eines der gelungeneren Album-Experimente mit dem neuen weitläufigen Sound, den Larrys afrikanisch gefärbtes Drumming akzentuiert. Die Platte steht für eine Übergangsphase: Weg vom schroffen, punkinfizierten Rock'n'Roll der frühen Alben, hin zu einem großflächigeren Gesamtsound, der Platz für neue Hymnen bietet. Etwa "Pride (In The Name Of Love)", das den Übergang der Band von New Wave-Punk zu Stadionrock perfekt abbildet oder der Titeltrack, ein frühes Meisterstück von Brian Eno und Daniel Lanois. In "Indian Summer Sky" ist das nahende "The Joshua Tree"-Meisterwerk nicht mehr weit, doch der Showstopper hier ist "Bad".

Bono beschreibt einen Heroinabhängigen mit all seinen Kämpfen, der Frustration über die Sucht, dem Hass und der Wut mit unvergesslicher Passion: "If I could, you know I would, if I could I would let it go". Man kann über den Song nicht sprechen, ohne den Live Aid-Auftritt 1985 zu thematisieren. "Bad" ist der zweite von drei angesetzten U2-Songs, aber Bono lässt sich spontan verleiten, von der hohen Stadionbühne in den Graben zu springen und mit einen Fan aus der ersten Reihe zu tanzen - eine Aktion, die Larry, Adam und The Edge oben nicht sehen können und daher hilflos minutenlang die "Bad"-Akkorde wiederholen, bis Bono wieder einsteigt, statt des Textes aber Evergreens wie Lou Reeds "Walk On The Wild Side" paraphrasiert.

Als er zurückkommt, ist die Stagetime um und U2 dürfen ihre aktuelle Hitsingle "Pride" nicht mehr spielen. Die U2-Mitglieder und Manager McGuinness sind stocksauer auf ihren Sänger, doch ein paar Tage danach ist Bonos Publikumsaktion, die das humanitäre Live-Aid-Ziel perfekt symbolisierte, in aller Munde und sämtliche U2-Alben steigen in die britischen Charts ein. Bono kann diesen Triumph heute nicht mehr auskosten. In seinen Memoiren schreibt er, alles was er bei diesen Bildern sehe, sei sein persönlicher "bad hair day".

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