Der Berliner Rapper sorgt bei seinem Auftritt für intensive Beats und klare politische Statements.
Darmstadt (lru) - Samstagabend in der Centralstation. Draußen zieht eine pro-palästinensische Demo durch die Innenstadt, drinnen dampfen die Fans. Einige Demonstrierende nehmen den direkten Abzweig zum Apsilon-Konzert und finden sich in einer Halle wieder, in der die Luft schon vor Beginn steht. Drei Getränkestände, ein Meer aus Fächern. Wer jetzt noch nicht schwitzt, wird es gleich tun.
Punkt acht: Junge Arbeiter starten die Show. Drei Rapper aus Böblingen – Chawe, MoHunnid-Ali, Marcirati – dazu DJ und zwei zusätzliche Hype-Bros, die ohne Mic, aber mit viel Gestik arbeiten. Die Jungs haben Energie, keine Frage. Leider verpufft die manchmal, weil ihnen die Puste ausgeht oder sie so laut ins Mikro schreien, dass es übersteuert. Zwei Songs landen doppelt in der Setlist - ob das Absicht ist oder Blackout? Egal, 35 Minuten sind rum, und alle haben schon gegrinst und getanzt.
Schweiß gegen Tränen
Die Hitze treibt viele kurz vor die Tür, bevor es richtig losgeht. Dann startet Apsilon ohne lange Vorrede mit dem Titeltrack von seinem Album "Haut Wie Pelz". Von da an schiebt sich der Abend in Wellen nach vorne: Druckvolle Blöcke mit Songs wie "Brustumfang" und "Reiche Freunde", gemischt mit alten Lieblingen wie "Köfte" oder "Lauf weg". Dazwischen ruhige Momente, in denen Schweiß gegen Tränen getauscht wird: "Friedensnobelpreis", "Augen in der Nacht" – und sogar ein Vorgeschmack auf Neues: "Sommermärchen", ein düsterer Song über Mord und Apsilons Geburtstag, bleibt hängen.
Wie immer steht Bruder Arman hinter den Reglern, wechselt mühelos zwischen Klavier und Saxophon. Apsilon nutzt die Pausen nicht nur zum Durchatmen, sondern für klare Ansagen: Solidarität mit Gaza, Erinnerung an den rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar. Hier wird Politik nicht plakatiert, sondern gelebt. So, wie der Moabiter es seit Jahren hält.
Texte sitzen, Kreise öffnen sich
Die Crowd frisst ihm aus der Hand. Texte sitzen, Kreise öffnen sich, "Free Palestine"-Rufe hallen zwischen den Tracks. 90 Minuten lang hält Apsilon das Level, ohne sich zu verzetteln.
Das Konzert ist Teil der Merck Sommerperlen, einer Reihe in Darmstadt mit verschiedenen Acts. Nach ihm spielen noch Bia Ferreira & Ebow am 14. August, Jeremy Loops am 17. und D!E GÄNG am 24. August. Wer Apsilon nochmal sehen will, kann das am 7. September in Dortmund tun, mehr Termine gibt es aktuell nicht.
Die Brüder live zu sehen ist eine Erfahrung: druckvoll, politisch, persönlich. Wer sie noch nie gesehen hat, sollte das dringend nachholen. Wer sie schon öfter erlebt hat, wünscht sich vielleicht ein paar neue Kniffe. Nicht, weil es schlecht wäre, sondern weil Routine eben auch den stärksten Funken etwas zähmen kann.
1 Kommentar
Es wurde hier im Artikel natürlich vergessen auf den 7. Oktober hinzuweisen.