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Platz 16: Television - Marquee Moon

Television lassen sich vor allem von den 13th Floor Elevators, Lou Reed oder dem Jazz-Saxofonisten Albert Ayler inspirieren. Bereits 1974, drei Jahre vor Veröffentlichung ihres Debüts, entstehen die meisten Songs in einer Demo-Session mit Brian Eno. Tom Verlaine misfällt jedoch der kühle Sound der Aufnahmen und lehnt viele Angebote von Labels ab, die ihm nicht die Oberhand in der Produktion zusichern. Anfang 1977 bringt schließlich Elektra Records das Television-Debüt "Marquee Moon" heraus. Im goldenen Jahr des Punk wirkt das Album deplatziert und doch am Puls der Zeit. "Marquee Moon" skizziert wie kein anderes Album das New York der frühen 70er. Städtisches Elend und der Hedonismus einer jungen, drogenbefeuerten Szene bieten die Grundstruktur der Platte, direkt verkörpert von Verlaines einzigartiger Stimme. Sie ergießt sich in einem kränklichen Nölen über die Songs, seltener schwingt sie dann in ein fast schon selbstgefälliges Lallen um.

Tom Verlaines Assoziationen zu Orten und Gefühlen einer Szene bleiben über die Jahre bestehen. Sie lassen sich in seinen Songs zurückverfolgen wie die Musikgeschichte anhand des Stadtplans von New York City. Das kann nicht einmal eine schicke Herrenboutique im alten CBGBs-Gebäude ändern. Denn mittlerweile ist die Bowery längst gentrifiziert worden. Aber in den Fotos von Robert Mapplethorpe und Chris Stein, den frühen Filmen von Jim Jarmusch und Amos Poe oder eben in "Marquee Moon" und dem im selben Jahr von Richard Hell veröffentlichten Album "Blank Generation" stechen diese Assoziationen einer Szene weiter deutlich hervor.

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