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Thirsty

Ouu, wir bleiben kontrovers. Neulich bekam icch vorgeworfen, diese Kolumne sei Anbiederung an eventuellige K-Pop-Twitter-Kids. Aber ebenjene Twitter-Kids würden meine Meinungen in Grund und Boden rammen, würden sie sich irgendwann einmal zu ihren Eltern auf laut.de verirren. Deswegen mach ich gleich noch eine unbeliebte Meinung auf: "First" von Everglow ist kinda Mist.

Vorab: Ich weiß, dass es sehr viel an diesem Song zu mögen gibt. Das Video ist absolut phänomenal, Everglow hat selten so kompromisslos badass ausgesehen wie hier. Auch der Energie und dem Rapskill muss man neidlosen Respekt zollen. Für mich sind es Atmosphäre und Aufbau, die mich überhaupt nicht abholen. Nachdem ich die Gruppe mit ihren ersten Songs als ziemlich dreiste Blackpink-Klone abgetan habe (und so okay der Song ist, erzählt mir nichts, "Dun Dun" war einfach nur ein schlechteres "Ddu-Ddu Ddu-Ddu"), haben sie mit dem überragenden "La Di Da" sehr viel Kredibilität gewonnen. Fuck, war das ein Killersong.

Die Tension und die Spannungskurve ihres Sin City-Tributs findet man hier aber nirgends. "First" geht genau zurück zu dem eingänglichen Everglow-Konzept, dass Badassery sich eins zu eins in Anschreien übersetzen lässt. Wer weiß, ob hier Tony D das Songwriting übernommen hat. Aber der Wechsel zwischen den seltsam melodramatischen und gewollt episch klingenden Parts in diesen untergewichtigen Chorus mit seiner absolut nicht eingängigen, furzigen Synthesizer-Melodie macht für einen ziemlichen Leergriff. Die Atmosphäre widerspricht sich, der Versuch, so hart zu gehen wie möglich, endet in einem taktisch unklugen Geballer. Der nächste Vergleich wäre wohl "God's Menu" von den Stray Kids, die ebenfalls einen reinen Aggro-Rap-Song gemacht haben, aber ohne deren Minimalgerüst an Kontrasten und Flow bleibt hier einfach nichts hängen. Ich habe selten einen weniger eingängigen K-Pop-Song gehört.

Wertung: 1,5/5

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