Schlagersängerin Michelle wird Deutschland im Mai beim Grand Prix d'Eurovision 2001 in Kopenhagen vertreten. Die zweifache Mutter setzte sich vor bis zu 14 Millionen TV-Zuschauern im Finale gegen das deutsch-schweizerische Trio "White Chocolate" durch. Rudolph Moshammer mimt derweilen die beleidigte Leberwurst und Schlager-Opa Udo Jürgens ist entsetzt.

Hannover (ebi) - "Wie die Stimme ist, so ist auch die Seele", sagt Michelle, die Gewinnerin der deutschen Grand Prix-Vorentscheidung. So einfach ist das. Und so gemein. Wer am vergangenen Freitagabend den Schlager-Kontest in der ARD verfolgte, weiß auch, wer jetzt rot werden müsste. Zlatko zum Beispiel. Während eines ganzen Songs stimmlich so konsequent daneben zu liegen, ist schon fast eine Kunst für sich. Das soll der Container-Kampfsau erstmal einer nach machen.

"Ausgebuht werden, ist das Schlimmste, was einem Künstler passieren kann. Ich hoffe, dass das für Zlatko nicht das Aus war", sagte Schlagerkönigin Michelle. "Da war kein Ton richtig", kommentierte Udo Jürgens Sladdis Auftritt in der Welt am Sonntag empört. Aber auch am hochfrequentigen Organ der strahlenden Siegerin ließ er kein gutes Haar. "Das gesangliche Niveau war zu 90 Prozent eine Katastrophe", so der 66-jährige Schlager-Veteran. Es könne keine Rede davon sein, dass der deutsche Schlager mit dem Sieg von Michelle gerettet sei, motzte der 66-Jährige.

1,6 Millionen Telefonanrufer sahen das anders. Zu 36,6 Prozent wählten sie Michelle, die eigentlich Tanja Hewer heißt, nach Kopenhagen. Mit Ihrem Titel "Wer Liebe lebt" verwies die 29-Jährige Sänger in der Finalrunde "White Chocolate" (34,7 Prozent) sowie die Ralph Siegel-Truppe Lou und Band (28,7 Prozent) auf die Plätze. Zuvor hatte sich das schlagererprobte Trio vor 6000 Zuschauern in der Hannoverschen Preussag-Arena u.a. gegen Klamauk-Acts wie Zlatko und DJ Balloon, ambitionierte Deutschrocker wie Illegal 2001 und Wolf Maahn sowie eine musikalischen Kopie von Britney Spears, die Soultans, durchgesetzt. Im Show-Programm traten Modern Talking, Rosenstolz feat. Marc Almond sowie die von Dieter Bohlen entdeckte Blümchen-Nachfolgerin Millane auf.

"Der deutsche Schlager hat seine Würde wieder", jubelte die Ex-Lebensgefährtin von Matthias Reim im Chor mit der Bild-Zeitung nach ihrem Triumph. Die Kölnerin Ava Cimotti (36) behauptet aber, "Wer Liebe lebt" sei geklaut. "Ich habe es schon vor zwei Jahren eingesungen, aber die Plattenfirma hat mich einfach abserviert", so die Sängerin. Siegerin Michelle dazu: "Sie hat das Lied nicht geschrieben, also auch keine Rechte darauf, es zu singen. Außerdem klang das Lied mit ihrer Stimme grauenhaft."

Auch Rudolph Moshammer ist ein schlechter Verlierer. Weil Moderator Axel Bulthaupt angeblich beim Vorlesen der Telefonnummer für seinen Titel "Teilt Freud und Leid" eine Ziffer vergessen hat, erwägt der auf Rang zehn gelandete Mode-Popper jetzt eine Klage gegen den NDR. Um die Zeit bis zur Endrunde zu überbrücken, bietet der Sender auf seiner Homepage jetzt ein virtuelles Grand Prix-Gewinnspiel an. Wer sich regjstrieren lässt, kann als Manager einen Schlagerstar aufbauen. Steht man am Ende des Spiels an der Spitze der Top Ten, fährt man tatsächlich für ein Wochenende nach Kopenhagen.

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