In seinem neuen Song lässt es der Banger Diss-Lines hageln. Kollegah liefert auch einen Vers und wirkt ... wie der schwächere Rapper? Was ist da los?

Düsseldorf (dani) - Tagesaktueller gehts kaum: Am Freitag, den 13. veröffentlicht Farid Bang als weiteren Vorgeschmack auf sein viertes "Asphalt Massaka" einen Track namens "Freitag der 13.", so passend kann es manchmal sein. Schon mehrfach hatte der Banger im Vorfeld gewohnt großmäulig einen Dissmarathon in Aussicht gestellt. Es hagelt also, wie zu erwarten stand, Punchlines.

Deren Ziel: ebenfalls keine große Überraschung. Dass Shindy sich warm anziehen müsse, hatte Farid ebenfalls ... ähem ... dezent durchblicken lassen. Einigermaßen verblüfft lässt mich "Freitag, der 13." trotzdem zurück: Ich kann mich, ehrlich, nicht erinnern, wann ich mich von einem Farid Bang-Song zuletzt dermaßen gut unterhalten gefühlt habe, von einem Track mit Kollegah-Beteiligung ganz zu schweigen.

Ja, BÄMM! Natürlich ist das alles, von der gut abgehangenen Mafiafilm-Ästhetik der Tourankündigung über Rapstyle, Form und Inhalt bis hin zur minimalistischen Schwarzweiß-Optik des Videos, sehr retro, um nicht zu sagen: hängengeblieben as fuck. Andererseits liefert Farid Bang da in jeder Hinsicht genau, was er gut kann und was die Leute entsprechend von ihm hören und sehen wollen. Bei all seinem Machogepose wirkt er zudem immer noch glaubwürdiger und tatsächlich um Welten sympathischer als zu viele andere.

Irgendjemand schrieb' mal in einer Kommentarspalte, bei Farid habe ein Logopäde wohl ganze Arbeit geleistet, "er betont sogar Silben, die gar nicht da sind". Was früher seinen Vortrag nahezu ins Comichafte verzerrt hatte, hört man zwar immer noch, es dominiert den Eindruck aber lange nicht mehr so wie früher. Was der Mann da runterrattert, wirkt nicht besonders variantenreich, aber darauf kommts hier ja auch gar nicht an. Hier gehts um verbale Jabs in schneller Abfolge, direkt aufs Maul ...

... von Shindy, natürlich, in erster Linie. Bushido kriegt in einem Nebensatz zwar auch ein bisschen Fett ab. Hauptsächlich tobt sich Farid Bang aber anderswo aus: "Shindy, Achraf und OZ, ihr Drecksversager, seht aus wie drei Opfer von Jeffrey Dahmer."

"Du kleine Ratte!"

Insbesondere Shindys 1,75m zieht Farid Bang nach allen Regeln der Disskunst durch den Punchline-Kakao. Farid schmäht des Kollegen übersichtliche Körpergröße, seine Modemarke, seine Veröffentlichungs- und Verkaufspolitik, seinen Musikgeschmack, seine Ansagen, vor allem lässt er sich aber über seine Treulosigkeit aus: "Du hast Bushido alleingelassen, als er keinen hatte. Jetzt bist du allein und läufst zu ihm, du kleine Ratte. Er hat dich großgemacht, wo wärst du ohne EGJ bitte? Und als Dank verlässt du ihn, als jeder ihn disste!"

Bei ihm, Farid, läuft das natürlich ganz anders. Er hört offenbar auf seine Tante Mina, die ihm angeblich vor ihrem Tod noch mit auf den Weg gab: "Um dich rum sind falsche Ratten. Du musst jetzt aufs Ganze geh'n, keine halben Sachen und das Wichtigste: Kolle niemals fallenlassen." Das glaube, wer möchte. So oder so kriegt Kollegah am Ende auch seinen Vers und darf die Frage "Was ist dieser Shindy, Bro?" mit einem unbeeindruckten "Nichts" beantworten.

Verrückt: Erstmals in der inzwischen bereits überlangen Geschichte der jungen, brutalen, gutaussehenden Connection kommt mir Farid Bang vor wie ... der bessere Rapper? Dass ich das einmal schreiben würde, hätte ich nicht unbedingt erwartet. Blasierte Lustlosigkeit, wie sie der Boss ja gerne vor sich herträgt, ist aber halt vielleicht einfach doch nicht der beste Treibstoff, wenn es irgendwo wirklich zur Sache geht.

Kein Diss?

Okay, vieles ist albern, manches schlicht Quatsch. "Ich diss' keine Female Rapper, es macht doch kein'n Sinn, wenn die Rapper Deutschlands größere Fotzen sind." Ach so, Nina Chuba ein "Loch" zu nennen und zum Kochen in die Küche zu schicken, das war wohl kein Diss, oder was? Oder anlasslos auf Shirin Davids "Gib Ihm" draufzuhauen?

Regelmäßig fasziniert mich auch, wie Farid Bang immer wieder hinbekommt, latent homophobe Sprüche abzulassen und dabei mit seinem gemeißelten, blanken, eingeölten Oberkörper wie eine wandelnde Bewerbung für einen Schwulen-Pin-Up-Kalender daherzukommen. Aber, okay, er wird schon wissen, wen er damit ansprechen will. Mich kriegt er jedenfalls, allerdings mit dem mächtigen Brett von einem Beat, das zu produzieren ich ihm wirklich nicht ohne Weiteres zugetraut hätte. (Wer mir sagt, woran mich das erinnert respektive, was Farid dafür verwurstet hat, bekommt eine ehrenvolle Erwähnung in der nächsten Doubletime, ich schwöre. Ich KOMM' einfach nicht drauf.)

Wir kommen nicht drumrum

Wenn der Rest davon auch so klingt, hätte ich tatsächlich keine Probleme damit, Kollegahs in der Luft hängen gelassenen gelassenen Reim am Ende zu vervollständigen: "Zu viele auf der Blacklist offenstehen hier. Ich glaub', wir kommen nicht drumrum, um ..." Realistisch betrachtet, kommen wir das doch sowieso nicht. Es gibt ein Publikum für "JBG4". Also wird es auch kommen.

Goodfellas auf Tour

Zunächst kommen allerdings die "Goodfellas": Farid Bang hat Capo und Bobby Vandamme eingepackt, zu sehen dann Anfang des nächste Jahres hier:

12.01.2024 Zürich
13.01.2024 München
14.01.2024 Wien
15.01.2024 Nürnberg
17.01.2024 Hamburg
18.01.2024 Hannover
19.01.2024 Oberhausen
20.01.2024 Berlin
24.01.2024 Köln
25.01.2024 Frankfurt

Vorher steht aber noch "Asphalt Massaka 4" an: Momentan kursiert als Erscheinungstermin der 27. Oktober.

Fotos

Kollegah

Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion)

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