Das große Rennen um die beste legale Downloadplattform nimmt abstruse Formen an. Immer mehr musikbranchenferne Anbieter verkaufen Downloads in unterschiedlichen, teils nicht kompatiblen Formaten.

WWW (vbu) - Verschiedenste Anbieter, andere Formate und unterschiedliche Preise verwirren die Musikfans, die legal Tracks und Alben aus dem Netz downloaden wollen. Nachdem der Apple iTunes-Store allen vorgemacht hat, wie man Musik erfolgreich via Internet verkauft, ziehen nun andere Anbieter nach. Heute ging die Downloadplattform von Coca Cola online, schon länger bietet Walmart in Amerika über seinen Internetauftritt Musik zum Herunterladen an. Außerdem basteln Microsoft, Dell, Hewlett-Packard, Real Networks, Sony und Pepsi an eigenen Plattformen.

Die Musikindustrie scheint bei diesem Rennen zu schlafen. Außer leeren Versprechungen stellen die Labels kaum etwas auf die Beine. Eine gemeinsame Downloadplattform rückt in weite Ferne. Dabei hätten sie die besten Voraussetzungen. Da ihnen die Lizenzen gehören, müssten sie dafür nichts zahlen und könnten Downloads mit einem lukrativen Preisvorteil anbieten. Positiv hebt sich da das legendäre Elektrolabel Warp (Aphex Twin, Squarepusher) hervor. Auf dem eigenen Portal "Bleep" kostet ein einzelner Song als MP3-Download zwar 1,35 Euro. Dafür gibt es keine Nutzungsbeschränkung und die Seite bietet feine Bonus-Häppchen an. So werden Snippets aus noch nicht veröffentlichten Alben auf der Seite gestreamt.

Auch auf der Cola- und der Walmart-Seite können die Wunschsongs im Stream ca. 30 Sekunden vorgehört werden. Da ist es aber auch fast schon vorbei mit den Gemeinsamkeiten. Bei Coca Cola kostet ein Download im WMA (Windows Media Audio)-Format zwischen 80 und 99 britischen Cent. Ein komplettes Album bekommt man ab 6,40 Pfund. Will man den Song nur einmal hören, berechnet der Brauseproduzent gerade mal einen britischen Cent pro Stream. Im selben Format, aber für konstante 88 US-Cent, bekommt der Hörer die Songs auf der Walmart-Plattform. Auf seine Erfahrung baut dagegen Napster, das 2004 auch in Europa wieder als legale Plattform auf den Markt gehen wird. Hier kostet der einzelne Download 99 US-Cent. Die Nutzungsmöglichkeiten unterscheiden sich auf den Portalen.

Dabei wächst die Zahl der Formate, unter denen die Anbieter die Downloads vertreiben, unaufhörlich. So lädt man sich bei Apple und der im Aufbau begriffenen HP Songs im AAC (Advanced Audio Coding)-Format runter, während andere die Tracks als WMA-Dateien anbieten. Sony hat dagegen ein eigenes Audio-Format (ATRAC3) entwickelt, das vorerst nur auf Sony-Geräten abspielbar ist.

Weiter erschwert den alltäglich Gebrauch, dass die Anbieter unterschiedliche Kopierschutz-Formate auf ihre Daten legen. Diese sind wiederum nur mit bestimmten Endgeräten kompatibel. Komplett macht die babylonische Verwirrung, dass die meisten Download-Plattformen sich bisher auf die Kundschaft im eigenen Land beschränken, zu kompliziert scheint es bislang noch, den internationalen Rechte-Dschungel zu durchforsten.

Vielleicht ist es einigen Usern da lieber, illegal, aber einfach und übersichtlich downloaden zu können. Vielen dürfte gerade recht kommen, dass der Audiogalaxy-Gründer Michael Merhej jetzt mit seiner neuen Tauschbörse Foldershare ans Netz gegangen ist. Alles eine Frage des Gewissens, der Einstellung ... oder der Geduld!

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