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Hood Princess

Auch diese Woche möchte ich euch gerne noch zwei Alben näherbringen, die mich in den vergangenen Tagen beschäftigten. Den Anfang macht dieses Tape von Sexyy Red, das auf den üblichen Musikseiten im Internet gerade ziemlich viel Aufsehen erregt. Vorrangig deshalb, weil es als absolut unterirdisch verschrien wird. Auf den ersten Blick ist auch nicht schwer zu verstehen, wieso: Sexxy Redd treibt auf "Hood Hottest Princess" die obszönen und horny Hoe-Anthems von Rapperinnen wie Flo Milli oder Latto auf die absolute Spitze, sowohl hinsichtlich der Explizität als auch des Humors. "My coochie pink, my bootyhole brown": Statt subtiler Sexiness gibt es unangebrachte Porno-Parolen in die Fresse. Ihr Dirty Talk gleicht einer Kampfansage. Daneben klingt selbst ein "WAP" wie Kidz Bop.

Das Ding ist aber: Ich finde das über weite Strecken unglaublich spaßig. So ungern ich auf den Hype-Train aufspringe, den sie bei Pitchfork mit einer selbst für sie unerwartet hohen Wertung für dieses Tape lostraten, so schwer kann ich mich dem Charme dieses Projekts entziehen. Die Beats, für die unter anderem Tay Keith, Yak Beats und Okazaki verantwortlich sind, fahren neben den Stripping-Poles auch die ganz großen Bass-Geschütze auf und boxen einen geradezu wieder zehn Jahre in der Rap-Historie zurück, in eine Zeit, als dieser boomende Südstaaten-Sound nicht nur Atlanta, sondern alle Clubs des Landes dominierte.

Hinzu kommt, dass Sexxy Redd eine unglaublich charismatische Perfomerin ist. Sie nimmt sich genauso ernst wie sie muss, um den Humor ihrer Bars zu erhalten, ohne in Comedy-Gefilde abzudriften. Das klingt hemmungslos und unapologetisch nach einer Frau, die nicht nur keinen Filter besitzt, sondern auch einfach riesigen Spaß am Rappen hat, und das steckt an. "SkeeYee" etwa bewegt sich im Fahrwasser von GoRillas Hymne "F.N.F" und weckt ein ähnliches hemmungsloses Verlangen, sich, die wilde Hook grölend, bei 120 aus dem Fenster zu hängen.

Ihre Lingo, ihre Art zu reimen und ihre Mittelfinger-Attitüde erinnern bisweilen aber auch stark an einen gewissen anderen Rapper aus dem Süden, dem sie auf "Female Gucci Mane" Tribut zollt. Letzten Endes gleicht selbst ihre Art, über Sex zu rappen, der aggressiven Perspektive, die Rapper wie Gucci seit jeher einnehmen. Wer sich davon hier vor den Kopf gestoßen fühlt, aber zu "Slob On My Knob" mit dem Kopf nickt, der sollte vielleicht noch einmal in sich gehen.

Highlights: "SkeeYee", "Hellcats SRTs", "Looking For The Hoes", "Mad At Me", "Born By The River".

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