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SEPTEMBER: ALBEN / INTERNATIONAL

Yo Grandma Fromm: "Habe tatsächlich nur Shygirl gehört", ließ unser sonst doch recht Hip Hop-affiner Electro-Kollege Maximilian Fritz wissen, als ich ihn nach seinen Rap-Alben des Jahres fragte. Ach, so? Na, er hätte eine weit schlimmere Wahl treffen können. Mir hat "Nymph", im September zumindest, auch erheblich Spaß gemacht. Ich find' zwar - hate me now! - diese progressiv vor sich hergetragene Sexpositivity immer ein wenig ... naja, plump. Shygirl mag nicht die größte Lyrikerin unter der Sonne sein, aber doch eine höllisch vielseitige Rapperin mit - und das ist wahrscheinlich, was sie zu einer solchen Ausnahmeerscheinung macht - dem absoluten Zeug zum Popstar. I like.

Freshman Mirco: Ja, doch, da gehe ich mit. Stellenweise wirkte mir das Album stilistisch zwar ein wenig zu unkoordiniert, aber die Highs machen schon großen Spaß. Lustigerweise sind mir allerdings gerade die plumpen Sex-Jams am besten in Erinnerung geblieben. Der Monat war ja aber ohnehin ziemlich prall gefüllt mit Banger-Alben. Freddie Gibbs bewies wieder einmal, dass der Mann einfach nichts falsch machen kann, und mit "Spiderr" hat mich Bladee nach seinem bereits grandiosen Kollabo-Album mit Ecco2k früher im Jahr endgültig zum Drainer konvertiert.

Bevor Yannik jetzt allerdings noch einmal in den Yeat-Fiebertraum abtaucht, will ich noch erwähnen, wie unglaublich scheiße dieses DaBaby-Album war. Der Mann schiebt bis heute sein Scheitern auf den Shitstorm, den er letztes Jahr (zurecht) kassierte, während Leute offensichtlich gerade einfach nur realisieren, was für ein untalentierter Clown er eigentlich ist. Auch lustig, dass er den Shitstorm provozierte, weil er Witze über HIV machte, und jetzt auf einem Song ausführlich darüber rappt, nur ohne Kondom zu bumsen. Eine größere Steilvorlage für eine saftige Portion Karma hat man auch selten gesehen.

Dieser Yannik™: Mein Kopf hat keine Kapazitäten mehr für DaBaby frei. Der muss aber trotzdem einen Weltrekord aufgestellt haben, wie man von einem der größten Rapper der Szene nahezu in die Obskurität abstürzen kann. Ich erinnere mich wirklich schon kaum noch, dass zu dieser Zeit letztes Jahr DaBaby ein großer Name im Rapgeschäft war. Verrückt! Yeat fand ich, genau wie das Album, auch auf EP-Länge ziemlich gut, "Talk" war ein toller Hit, habe ich viel gehört, hat aber das Yeat-Universum nun auch nicht gerade ausgebaut. Ich warte fiebrig auf seinen nächsten Schritt. Vielleicht ein Bossanova-Album?

Zu Shygirl hatte ich übrigens letzten Monat erst noch eine ziemlich tolle Erfahrung. Ich bin nämlich von der Bib aus abends noch auf ein Konzert gelaufen und dabei quer durch das Fest der Lichter in Berlin gegangen. Das ist eigentlich ein klassisches Touri-Ding, aber mit Kopfhörern durch die Menschenmenge, überall flackert etwas, dazu "Firefly" von Shygirl, das war schon ziemlich magisch. Gerade im letzten Refrain kam ich an einer Stelle vorbei, an der ein Künstler wie riesige, transparente Koi-Karpfen geformte Ballons voll mit pulsierenden Lichtern in den Nachthimmel hat steigen lassen. Seitdem gefällt mir die verträumt-melancholische Seite von Shygirl fast besser als die aggro-sexuelle.

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