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"And I always find something wrong"

So, habt ihr genug Drama? Ich auch, aber wir haben es fast geschafft, versprochen. Inmitten dieses ganzen Chaos geht die positive Nachricht, dass Kanye schon wieder im Studio zugange ist und an einem neuen Album arbeitet, fast unter. Ich würde wirklich gerne ausschließlich über den musikalischen Teil der ersten daraus resultierenden Single reden, jedoch macht es mir Kanye mit seinem kindischen, vor Eifersucht triefenden Verse nicht gerade einfach.

Doch das Positive zuerst. "Eazy" ist ein guter Song. Der Beat ist wunderbar reduziert und oldschool, das gespenstische "Eazy Duz It"-Sample schön atmosphärisch, und The Game hat mit seinem Part einen absoluten Glanztag erwischt, der dem biographischen Thema des Songs in virtuosen Wortfolgen gerecht wird: "Too many problems, too many YGs / So many ties to dollar signs, easy to end up on E / I got shot up like Columbine, the crips descended on me / Sign my name on the dotted line, that was vengeance on beats." Nur ob ich das Cover geschmacklos oder doch effektiv abstoßend finde, da bin ich mir noch nicht so ganz sicher.

Worüber ich mir jedoch sicher bin: Kanye verfehlt mit seinen deutlich längeren Part vollkommen das Thema. Statt ehrlicher, verletzlicher Reflektion sprechen Neid und Eifersucht aus ihm. Nicht ausschließlich, einige der Bilder, die er zeichnet, zeugen von genuiner Einsamkeit, die prägnantesten Punchlines lesen sich jedoch wie das Gekritzel eines von Ressentiment und Wut zerfressenen Achtklässlers, der gerade erfahren musste, dass der Nerd aus der Parallelklasse ihm soeben die Freundin ausgespannt hat. "God saved me from that crash / Just so I can beat Pete Davidson's ass" markiert diesbezüglich den absoluten Tiefpunkt.

Auf "Donda" scheute Ye nicht davor zurück, Schwäche zu zeigen und sich eigene Fehler einzugestehen. Jetzt, wo der Zug endgültig abgefahren ist und es keine Aussichten auf eine Versöhnung mehr zu geben scheint, wählt er den Angriff nach vorne und stellt sich damit selbst bloß. Wie er es in Interviews und Songs zuvor tat, verdreht Kanye das Narrativ seiner gescheiterten Beziehung und stellt sich als Opfer dar, wobei er es doch war, der die Ehe mit seiner Arroganz und seinem Unwillen, etwas gegen seine schwindende mentale Gesundheit zu unternehmen, in den Ruin trieb. "No more counselin', I don't negotiate with therapists": Dass er daran auch zukünftig nichts zu ändern plant, erscheint mit Blick auf sein Privatleben, milde gesagt, besorgniserregend.

Mit "Eazy" will er sich als selbstbewussten, neuen Menschen darstellen, der als Gewinner und Opfer zugleich aus der in Scherben liegenden Beziehung hervorging, der Kim nicht länger hinterher rennt und neues Liebgesglück gefunden hat. Dabei klingt er allerdings, wie es Anthony Fantano in seiner Review treffend auf den Punkt bringt, einfach nur traurig.

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