Moderne Folklore
Weil dort noch immer Krieg herrscht, bleibt mir so lange die traurige Pflicht, den wöchentlichen Blick in Richtung Ukraine zu werfen. Respektive: in Richtung der ukrainischen Musik-Szene, die sich inzwischen über ganz Europa verteilt hat. Selbst Alyona Alyona hat ihrem Heimatland inzwischen den Rücken gekehrt, obwohl sie anfangs noch beteuerte, bis zum Ende vor Ort ausharren zu wollen. Was ihre Meinung diesbezüglich geändert hat, erzählte sie im Interview mit Zeit Campus:
"Im April wurde mein Patenonkel beerdigt. Ich habe ihn geliebt, er ist an der Front dieses sinnlosen Krieges gefallen. Auf dem Friedhof dachte ich: Ich kann nicht nur Tarnnetze knüpfen, das können auch alle anderen. Ich habe eine Superkraft, eine Verantwortung: Ich kann mich mit einem Mikro auf eine Bühne stellen, und die Leute hören mir zu. Das ist wie mit den Fußballern von Dynamo Kiew oder von der ukrainischen Nationalmannschaft: Die müssen jetzt spielen, damit die Menschen auf der Welt uns nicht vergessen. Ich habe also entschieden: Ich muss nach Europa, Spenden sammeln, vom Leid erzählen, unsere Mütter und Kinder im Exil trösten, damit sie nach dem Krieg zurückkehren. In den kommenden Wochen werde ich unterwegs sein wie eine Zirkusartistin: Warschau, Dublin, Prag, Wien."
Minimal angenehmer Nebeneffekt dieser durch und durch beschissenen Lage: Alyona Alyona veröffentlicht derzeit wieder wie am Fließband, zuletzt gemeinsam mit Jerry Heil und der deutschen Pop-Sängerin ela. den Track "Kupala". Über dessen Entstehung berichtet sie: "Wir hatten die Idee, eine EP mit vier Songs auf Grundlage ukrainischer Volkslieder zu erstellen, mit modernem Sound und in Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen Künstler:innen. ela. war die erste ... Wir trafen uns im Studio und baten sie, mit ukrainischer 'Folklore'-Stimme zu singen. Außerdem hatten wir die Idee, die Zeilen mit einem Refrain auf Deutsch zu ergänzen (...) Unsere Idee ist es, die ukrainische Folklore zu modernisieren, damit die jüngere Generation sie sich anhört."
Dann machen wir das doch:
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