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This is not a drill

"Vollwertiger Langspieler" ist ein gutes Stichwort, um die News aus dem internationalen Segment einzuleiten, denn eben so eins erhalten wir tatsächlich morgen von Andre 3000. Ja, ihr habt richtig gelesen, ich kann es selbst ja auch noch nicht wirklich glauben, aber die ehemals bessere Hälfte von Big Boi veröffentlicht tatsächlich ihr offizielles Solo-Debüt.

Die Sache hat nur einen klitzekleinen Haken: Mit "New Blue Sun" steht uns zwar über eine Stunde mit neuem Material des Wortakrobaten bevor, jedoch werden wir ihn darauf keine Sekunde lang rappen hören. Nach über 20 Jahren Wartezeit serviert uns Three Stacks 80 Minuten instrumentale Flötenmusik, und, nein, obwohl ich es wünschte, es wäre so, auch das ist kein Scherz.

In einem Interview mit NPR sprach der in jedem Sinn des Wortes schwer greifbare Musiker über den Entstehungsprozess und die Einflüsse dieser LP. Darin macht er deutlich, dass es ihm wichtig war, offen damit umzugehen, was Fans von diesem Album erwarten dürfen und was eben nicht. "I don't want to troll people. I don't want people to think, Oh, this André 3000 album is coming! And you play it and like, Oh man, no verses. So even actually on the packaging, you'll see it says, 'Warning: no bars.'" Stattdessen bekommen wir Flöten: Kontrabassflöten, Maya-Flöten, Bambusflöten, digitale Flöten und jede Menge andere Holzblasinstrumente.

Das Album entstand, so Andre aus Jam-Sessions mit dem Jazz-Produzenten Carlos Nino, den er zufällig beim Einkaufen traf und der ihn daraufhin zu einer Alice Coltrane-Gedenkveranstaltung einlud. Neben Andre an den Flöten und Nino an den Drums sind auf dem Album Nate Mercereau an der Gitarre und Surya Botofasina am Keyboard zu hören. Tyler the Creator, den Andre zu sich einlud, um dessen Eindrücke von dem Album zu erhalten, beschrieb es als das Gefühl, als würde man einen Schmetterling durch einen Garten jagen.

Ich bin mir auch sicher, dass er damit absolut Recht hat und dieses Album bestimmt sehr erhaben und schön klingen wird, aber noch so langer Zeit kann ich mir eine gewisse Enttäuschung einfach nicht verkneifen. Andererseits trifft es Autor Rodney Carmichael in seinem Interview sehr gut, wenn er sagt: "The man may not owe us anything, but he's finally ready to share." Gerade angesichts der persönlichen Tragödien, die Andre in der letzten Dekade durchlief, und der Distanz zur Musikwelt, die er entwickelte, bietet es umso mehr Grund zur Freude, dass er sich nun offiziell zurückmeldet. Auch wenn der Mann nicht rappen will: Allein mit den Songtiteln erzählt er trotzdem die ein oder andere Geschichte.

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