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Es lebt!

Naja, zurück zur Musik: Wenn Falk Schacht und Konsorten sich weigern, uns zu zeigen, wie Deutschrap im Jahr 2021 so klingt, dann mach' ich das eben. Und fange gleich mit dem wahrscheinlich ungeschicktesten Beispiel an, das ich mir diese Woche dafür hätte aussuchen könnte. Ja, ich weiß, ihr habt alle die Schnauze voll davon, über Katja Krasavice, ihre Versuche, als Musikerin ernst genommen zu werden, und meine Versuche, das alles schönzureden, zu lesen. Dieses Mal bin ich aber auf eurer Seite, versprochen.

Vor knapp einem Monat schrieb ich noch, dass bei mir tatsächlich zunehmend ein wenig Hype für Krasavices drittes Studioalbum aufkommt. Den hat sie allerdings hiermit in Rekordzeit wieder eingestampft. So gut (gemeint) und kompetent die ersten Singles waren, so absolut bodenlos grauenhaft ist "Raindrops". Der Song ist ein Pop-Rap-Frankenstein-Monster aus der Formatradio-Retorte, das ziemlich genauen ein BPM vom ZDF-Fernsehgarten entfernt ist. Ein Song, so seelenlos und künstlich, dass ich beim Hören das Gefühl bekomme, auf einem Kaugummi zu kauen, der vor drei Tagen seinen Geschmack verlor.

Der Beat zieht dem Schlagerzelt die 80er-Brille auf, die Verses sind mit gerade einmal sieben Zeilen immer noch acht zu lang, und die Hook ist wohl Dunkeldeutschlands Vorstellung von einem 'Vibe'. Wieso zur Hölle entwickelt sich eigentlich gerade ein charakterliches Vakuum wie Leony, die nicht einmal genug kreative Eigeninitiative aufweist um einen Hit zu landen, der nicht auf einem Crowdpleaser-Sample basiert, immer mehr zu einem der größten Aushängeschilder der deutschen Pop-Industrie? Die Antwort ist wahrscheinliche die gleiche, wie auf die Frage, wieso Songs wie diese auf Platz eins der Charts gehen: Weil Deutschlands kollektiver Musikgeschmack noch nicht das 15. Lebensjahr überschritten hat.

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