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Pump It Up

Audiobooks stehen bestimmt auch bei Lil Pump hoch im Kurs, wirklich sicher, ob der Mann lesen kann, bin ich mir nämlich nicht. Eigentlich war ich wirklich auf einem guten Weg, 2021 zu beenden, ohne einen einziges Mal an dieses zottelhaarige Clout-Monster aus dem Gucci-Store zu denken, aber letzten Freitag spülte mir aus unerklärlichen Gründen mein Spotify Release-Radar seine neue Single ins Ohr, und ich bin fast aus meinem Stuhl gefallen.

Was zur Hölle ist das? Wer ist für diesen Dosen-Beat verantwortlich? Wieso rappt Pump jetzt auf Spanisch und wieso klingt er dabei, als würde er von Karteikarten ablesen? Versucht er jetzt, eine neue Zielgruppe abzugreifen, die ihn noch nicht lange genug kennt, um zu wissen, was für eine rückgratlose Witzfigur er eigentlich ist?

Um Antworten auf all diese Fragen zu finden, klickte ich mich kochenden Blutes durch seine jüngsten Veröffentlichungen. In den letzten zwölf Monaten stehen da zu notieren: Eine Single mit Tory Lanez (mit wem auch sonst?), die wie eine Parodie seiner alten Hits klingt, ein weiteres missglücktes Latin-Crossover mit Anuel AA und dieser drei Wochen alte Audio-Unfall namens "In Da Way". Wenn es diesem Jahr noch an einem gefehlt hat, dann sicherlich an Lil Pumps Version eines Emo-Crooners. Da hampelt er mit seinem Thermobecher voller Codein über den Friedhof und versucht, einen Trend aufzuwärmen, an dem sich selbst der Mainstream schon fast sattgegessen hat. Kein Wunder also, dass mir beim Hören schlecht wird.

Vielleicht ist das Problem, dass er sich nach dem Flop von "Harverd Dropout" beim Musik machen erstmals wirklich Mühe gibt und ihn jeder einfach machen lässt, weil niemand die Energie aufbringen kann, ihm zu sagen, dass er weniger musikalisches Talent besitzt als der Crazy Frog, sein ewiger Bruder im Geiste.

Ja, auch ich gehörte zu den Genre-Verrätern, die sein Debüt für grundsolide hielten, das hier ist allerdings nichts Geringeres als die musikgewordene Irrelevanz und der Versuch, sich mit allen Mitteln irgendwie finanziell über Wasser zu halten. Ich bin cool damit, wenn ein 17-Jähriger fünfzigmal "D Rose" ins Mikro rülpst, das hier macht mich einfach nur noch traurig.

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