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Rythm And Poetry

Hintenraus gebe ich euch noch zwei Album-Empfehlungen mit auf den Weg, zu denen mir leider die Zeit fehlt, um sie in einer detaillierten Review zu besprechen.

R.A.P. Ferreira veröffentlichte nach seinem von Kritikern in den Himmel gelobten Debüt "Purple Moonlight Pages" und dem im Frühjahr erschienen Follow-Up "Bobs Son" vergangen Freitag sein drittes Studio-Album. Es trägt den catchy Titel "The Light Emitting Diamond Cutter Scriptures" und ist mein erster Berührungspunkt mit seiner Musik.

Wäre dieses Album ein Film, so gäbe es in ein paar Jahren garantiert eine Neuauflage der Criterion-Collection davon. Ferreira macht Arthouse-Rap. Die Art von Rap, für die man bestenfalls ein Lexikon bereitliegen hat. Ich meine, hört dem Mann zu: "Hexadecimal pattern, vessel cruisin' past Saturn / I don't fuck with no master's tools, house rules / Splitting wedding cake eighths on a first date with a nemesis / Sometimes sunlight menaces, reticence of the heavensent." Ich glaube, ich hab' gerade das uneheliche Kind von MF DOOM und Aesop Rock gefunden.

Wo diese Art von intellektuellem poetischen Hip Hop mir auf Albumlänge normalerweise höchstens ein gleichgültiges Schulterzucken entlockt, höre ich den Wortsalven des Rappers aus Nashville tatsächlich ganz gerne zu. Ferreira rappt abstraktes und vielschichtiges Zeugs, aber er macht es auf eine Art und Weise, die Spaß macht. Nach zwei Durchläufen hab' ich nicht den blassesten Schimmer, wovon dieses Album eigentlich handelt, aber ich weiß, dass mich das nicht davon abhalten wird, es ein drittes und viertes Mal zu hören.

Die Jazz-Loops, über die er rappt, klingen wie die musikgewordenen Rauchschwaden aus den überfüllten Bars Nashvilles, seine Stimme wie der Nieselregen auf der leer gefegten Straße. Ferreira muss rappen, so scheint es, um seine ineinander sprudelnden Ideen und Theorien geordnet zu bekommen. Er ist ein Gossenphilosoph, ein Poet der Nacht. "R.A.P. Ferreira will rap forever", lassen im Laufe der LP immer wieder verschiedene Stimmen verlauten. Stand jetzt gibt es dagegen nichts einzuwenden.

Anspieltipps: "Uptown 37", "Hot Bref", "Brother Mouzone Libary Card", "Gemilut Hashadim"

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