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Crazy Horse

Abschließend möchte ich noch schnell ein paar Projekte abhandeln, deren ausführlichere Besprechung mir der Listen-Stress des Dezembers leider verwehrt. In jenen Jahresendlisten wären diese Projekte wahrscheinlich eher nicht gelandet, aber Erwähnung finden sollen sie hier dennoch.

Den Anfang macht dieses Yung Hurn Mixtape, auf das ich angesichts der vorab releasten Singles ziemlich viel Bock hatte. Wie so ziemlich jedes Projekt des Österreichers beweist allerdings auch "Crazy Horse Club Vol.1", dass der junge Hurn alles andere als ein Album-Artist ist. Für seinen Mut, diesen trashigen Hybriden aus Hyperpop und Cloudrap so ernst und stringent durchzuziehen und sich anstelle abgestandener Industrie-Zombies wirklich interessante Newcomer auf sein Projekt zu holen, gebührt ihm mein voller Respekt. Das der Mann nicht davor zurückschreckt, sich neu zu erfinden, das konnte man ihm noch nie vorwerfen.

Aber wo das auf Singles wie "Eine Nase", "Elfbar" oder "Aus Mein Kopf" noch wirklich Spaß machte, gerät es auf den Deep Cuts dieses Tapes doch sehr schnell, ziemlich anstrengend und nervig. Kaum ein Song überschreitet die Zwei-Minuten-Marke, doch gerade in der zweiten Hälfte, eingeleitet von dem grauenhaften "Yolo", fühlt sich jedes misslungene Experiment ein wenig länger als das vorherige an. Zunehmend entpuppt sich das Konzept hinter einem Projekt als zu dünn, um es selbst über eine Länge von knappen dreißig Minuten zu tragen.

Ich ziehe ein Tape wie dieses zwar immer noch 90% dessen vor, was der Markt hierzulande so ausspuckt, einfach weil es nicht davor scheut so anders zu klingen, aber die Begeisterung für Yung Hurns Mut zur Kante reicht eben meistens nur bis zum Album-Release, wenn man erkennt, dass man das einzig gute Material in den vergangen Wochen bereits tot gehört hat.

Anspieltipps: "Eine Nase", "Aus Meinem Kopf (Slowed)", "Engel 1", "Hollister"

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