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Und diese Biene die ich meine die heißt Layla

Wenn wir schon bei dummen Takes sind: Ja, ich weiß. Bitte nicht noch mehr Gerede über "Layla". Ich wollte nur zwei kurze Gedanken dazuloswerden. Zum einen - und deswegen landet das hier in der Kolumne - nervt es mich ein bisschen, dass zur Zeit endlos viele Vergleiche angestellt werden, dass "Layla" von DJ Robin und Schürze eigentlich gar nicht so schlimm sei, weil Deutschrap ja viel schlimmere Sachen sage.

Und irgendwie mag es auf der einen Seite stimmen, dass der Song nicht per se verboten werden sollte, aber dieser ganze Diskurspunkt ist ja eh ein dämlicher Strohmann. Es geht ja gar nicht um ein Verbot. Es geht darum, dass Volksfeste keine Hymne an den Puffgänger spielen wollen. Und die Volksfeste spielen, wenn sie Rap spielen, ja wohl eher Apache oder Cro als Farid Bang oder Bushido. Also hinkt der Vergleich da ein wenig. Aber das ist doch immer so mit diesen Sachen: Irgendwie haben die Leute es geschafft, sich um diesen Hirnfurz des besoffenen Spießbürgertums einen Rebellen-Mythos zu konstruieren. Freiheit der Gedanken, Puffgänger aller Länder, vereinigt euch. Und nur diese bescheuerten Verbots-Narrative, nach denen wirklich niemand ernsthaft gefragt hat, halten diese Luftnummer jetzt noch oben.

Aber ich habe eh wegen dieses Songs über die Mechanismen von deutschem Musik-Journalismus nachdenken müssen. Wie kann es sein, dass dieser Song schon drei Wochen auf Platz eins der Deutschen Charts gestanden hat, es aber dann in der dritten Woche dieses komische Würzburger Volksfest gebraucht hat, das ihm aus der Playlist geschmissen hat, dass der Feuilleton und die Musikmagazine überhaupt darauf reagieren? Als das dann losging, ist die Kultur-Thinkpiece-Maschine natürlich auch binnen zweier Tage von 0 auf 100 gestartet, so dass eine Woche drauf schon wieder keiner auch nur einen weiteren Satz über diesen Blödsinn hören will. Aber wie konnte ein so offensichtlich sexistischer und kernbescheuerter Song zwei Wochen auf Platz eins der Charts stehen, ohne dass es irgendjemanden gejuckt hat? Sind unsere Charts wirklich schon so verwildert, dass es nicht nur keinen juckt, sondern selbst die Musikjournalistinnen und Musikjournalisten einfach schon gar nicht mehr gucken, was so auf Platz eins steht? Wild.

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1 Kommentar

  • Vor einem Jahr

    Was soll einem denn da jucken? Kunst ist immer ein Abziehbild der Gesellschaft. Man sollte also nicht den Song diskutieren, sondern die Probleme und Gründe für diverse Dinge bei uns. Da ist Layla nicht anders als der gemeine Rap-Track.