Änderungen im Preissystem der Post sorgen unter Labels, DJs und Verbrauchern für Unmut. Ab dem 1. Juli steigen die Kosten für Vinylsendungen um 260 Prozent. Nun stellen die Betroffenen dem Transportunternehmen ein Ultimatum.

Bonn (aw) - Nicht nur in den Händen von Club-DJs und Nostalgikern erfreuen sich auf Vinyl gepresste Klänge seit jeher großer Beliebtheit. Schallplatten befinden sich wieder auf dem Vormarsch und erobern in den Plattensammlungen musikhungriger Konsumenten Zentimeter um Zentimeter zurück. Aufgrund der immer noch meist dürftigen Verfügbarkeit vor Ort sind Onlinehändler dabei der Hauptanlaufpunkt für Freunde der beständigen 12"-Gefährten. Doch die Deutsche Post plant, die Überformate (größer 35cm x 30cm x 15cm) zum 1. Juli aus dem Leistungsspektrum der Bücher- und Warensendungen zu entfernen.

Die Folge: Für Vinyl-Sendungen werden in Zukunft deutschlandweit statt wie bisher 1,55 Euro jeweils 4,10 Euro Versandkosten berechnet. Der Grund für die radikale Preiserhöhung sei der zunehmende Online-Handel mit großformatigen Sendungen. "Diese Formate sind aufwendig in der Bearbeitung und verzögern den Produktionsprozess innerhalb unseres Unternehmens", so die offizielle Erklärung der Post. Insbesondere bei der Lieferung ergäben sich Schwierigkeiten, da die Pakete durch die Postboten oftmals nicht zugestellt werden könnten.

Bei der Maßnahme hofft die Post auf das Verständnis der Kunden, doch Vinylversender und Endverbraucher zeigen sich von den Plänen alles andere als begeistert. Vor allem Labels und Promo-Agenturen sehen sich in der krisengeschüttelten Zeit von den erhöhten Kosten bedroht. Jörg Böhm, Geschäftsführer der DJ-Promotion Agentur Plattenmann.de, sieht sich dabei als Speerspitze der Protestbewegung gegen die Änderung im Preissystem. "Mit gemeinsamem, massiven Protest können wir die Warensendung retten", erklärt er gegenüber dem Branchenmagazin Musikwoche.

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, stellte Böhm der Deutschen Post sowie deren Regulierungsbehörde Reg TP bis Donnerstag ein Ultimatum. "Wenn ich bis dahin keine befriedigenden Antworten erhalte, werde ich unsere DJs zum Protest aufrufen", so die vollmundige Ankündigung.

Auf Anfrage von LAUT konkretisierte ein Mitarbeiter der Agentur die Pläne. "Wir werden alle Kunden mit Links und vorformulierten Beschwerden dazu anregen, ihrem Ärger per E-Mail Luft zu machen." Außerdem planten sie Versender und DJs zum Wechsel zu anderen Transportunternehmen wie beispielsweise UPS zu bewegen. "Wenn alle mitmachen, wird das die Post schon treffen", gibt man sich im Hause Plattenmann optimistisch.

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