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Platz 3: Songs Of Faith & Devotion

Wie das 1993er Album "Songs Of Faith And Devotion" ohne den Rock'n'Roll-Fimmel des L.A.-verliebten Dave Gahan geklungen hätte? Vielleicht so wie "Higher Love", der noch am ehesten an "Violator" erinnernde Track. Ansonsten krempelt der tätowierte Michael Hutchence-Lookalike den Laden ziemlich um: Mit CDs von Sonic Youth und Jane's Addiction versucht er, die Kollegen von einem Sound-Turnaround zu überzeugen, während die noch versuchen, ihren alten Bürstenschnitt-Frontmann wieder zu erkennen.

Die legendären Studiosessions in Madrid sind eine einzige Katastrophe: "Ich kam ins Studio und sah Fletch und Martin Zeitung lesen, ein Toningenieur hatte die Füße auf dem Mischpult und war eingeschlafen, Alan spielte irgendwo im Haus Schlagzeug und Dave saß in seinem abgedunkelten Zimmer und malte", erinnert sich Labelchef Daniel Miller an seinen ersten und letzten Besuch im spanischen Band-Domizil. Nachdem "Violator" dreimal so viele Einheiten abgesetzt hatte wie "Music For The Masses" steht Gore extrem unter Druck. Die dauerhaft negative Studioatmosphäre treibt den harmoniebedürftigen Songwriter endgültig in die Alkoholsucht.

Doch letztlich hält er nicht nur sein qualitativ hohes Level, er zeigt sich auch offen für Experimente: Die schleifenden Hip Hop-Beats, Wilders Live-Drumming und Gahans Inbrunst vermählen sich mit dem verstärkten Gitarreneinsatz zu einer Black Celebration der Grunge-Ära. Die unselige Allianz aus allgemeiner Entfremdung und Gahans Heroin-Sucht führt erstaunlicherweise zu einem Album, das den "Violator"-Erfolg zwar nicht toppt, der Band aber Heerscharen an neuen Fans beschert. Mit "Walking In My Shoes" und "In Your Room" krönt Wilder seine jahrelange Filigranarbeit bombastischer Sounddynamik. Den unübersehbaren Auflösungserscheinungen der Band will er nach der Tournee 1995 mit seinem Ausstieg dann wahrscheinlich einfach nur zuvorkommen.

Er verabschiedet sich mit seinem persönlichen DM-Lieblingsalbum. Es verging seither kein Tag, an dem sich DM-Fans nicht eine Wiedervereinigung der glorreichen Vier gewünscht hatten. Sie geschieht immerhin einmal vor Publikum: 2010 betritt er in London die Bühne der Royal Albert Hall und begleitet Gore am Klavier zur Ballade "Somebody".

Anspieltipps:

"Walking In My Shoes", "Higher Love", "In Your Room", "Rush".

"Songs Of Faith And Devotion"*

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