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Platz 1: Herbert Grönemeyer - "Mensch" (2002)

Und hier kommt er: Der deutsche Phil Collins. 3,2 Millionen Mal verkaufte sich diese Platte, das macht 21 Goldschallplatten. Auf Herbert Grönemeyers "Mensch" einigt sich die Nation im Jahr 2002 mit beinahe unterwürfiger Hingabe. Nicht weil er länger weg gewesen wäre als zuvor, es waren vier Jahre. Nur gab es vorher nie solch eine Rückkehr. Das Volk leidet mit, als erst sein Bruder und dann seine Ehefrau sterben. Der Sänger packt die Koffer, trauert in London. Dort komponiert er den Song "Mensch": einen vier Minuten langen Kampf mit den Dämonen, ein Refrain zwischen Leid, Schmerzbewältigung und Hoffnung - Grönemeyer trifft einen Nerv. "Es tut gleichmäßig weh / Der Mensch heißt Mensch / weil er vergisst, weil er verdrängt": einfache Worte, keine bemühten Metaphern mehr. Vier Minuten machen aus dem ruhelosen Stadionrocker den einfühlsamen Onkel, den sich jeder im eigenen Bekanntenkreis wünscht. Herbert, fortan Ruhrpott-Übermensch.

Dazu kommt: Das Land, aufgewühlt vom Jahrhunderthochwasser, braucht dringend Helden, Völlers WM-Elf war es nicht. Bei "Wetten, dass..?" erhält Grönemeyer Standing Ovations, von VIVA bis Biolek reißt man sich um ihn. Ein Liedermacher für alle, einer von uns. Das Album ist Tragödie und Triumph zugleich: Ein musikalischer Neustart mit Trip-Hop-Beats und opulenten Synthie-Spuren, mit schweren Balladen statt angegrautem Stadionrock. Nicht visionär, aber im Gegensatz zu so einigen Kommerz-Hits dieser Liste wohltuend intelligent. Als die Platte im September erscheint, ist sie aufgrund der Vorbestellungen bereits ein mit Gold ausgezeichneter Klassiker.

Herbert Grönemeyer - "Mensch"*

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5 Kommentare mit 9 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Kann HG durchaus was abgewinnen. Mensch war schon groß und ist, so habe ich zu meinem Erfreuen festgestellt, verdammt gut gealtert. Alles was danach kam war dann leider nicht mehr wirklich der Rede wert.

    • Vor 3 Jahren

      Ich finde 12 hatte auch noch einige sehr starke Songs, aber spätestens danach wird es ziemlich egal wenn man ehrlich ist.

    • Vor 3 Jahren

      Ich stimme zu. "Mensch" ist das letzte passable Album von Gröni. Danach erschien Belangloses mit belehrender Weltverbesserer-Lyrik. Für mich war "Bleibt alles anders..." sein bestes Album, dicht gefolgt von "Chaos". "Mensch" war okay, sehr erfolgreich wegen der Geschichte drumherum, musikalisch war hier auch schon nicht alles sooo wahnsinnig toll. Gewagteres (und Interessanteres) findet sich auf dem Vorgänger, "Bleibt alles anders", wie gesagt.

  • Vor 3 Jahren

    Verstehe die Liste nicht... Wenn Heintje mehr Alben verkauft hat als Herbert Grönemeyer Mensch, wie kann das dann das meistverkaufte sein??

  • Vor 3 Jahren

    Eines meiner absoluten Lieblingsalben muss ich sagen.

  • Vor 3 Jahren

    Wünsche Gröni anno 2021 eigentlich nicht viel außer ner maßgeschneiderten Rieger-Produktion irgendwann in der Zukunft. Und damit beiden eigentlich nur das Beste, respektive, was Rieger sich offensichtlich heimlich wünscht. :whiz: :joint:

    Grönland Records bleibt - ganz im Gegensatz zur Musik unter seinem Geburtsnamen - sagenhaft tadellos, egal, ob er damit alten Kraut-Recken wie Holger Czukay oder Roedelius ein Altersrefugium bot, sich um die so späte wie berechtigte Politur des Rufes von Conny Plank bemühte oder jüngere Talente mit der Leidenschaft für Musik im Leib pushte wie bspw. Kat Frankie...

    ...na gut, warum er damals unbedingt Poisel signen wollte bleibt unausgesprochenes und von mir hier übersehenes Geheimnis zwischen den beiden.

  • Vor 3 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.