Autor Christian Krumm gibt Einblick in die Historie eines der weltgrößten Independent-Labels: nicht nur für Metalfans interessant und unterhaltsam.

Dortmund (edy) - Was sah und hörte man nicht alles schon über Nuclear Blast Records! Über das Donzdorfer Metal-Label gab es bereits Filme, Reportagen, im unsäglichen Filmchen "Schwermetall" wurde ein Schattenriss interviewt, der angeblich Markus Staiger war ...

Nun ist es endlich an der Zeit, auch einen Blick auf die Dortmunder Plattenfirma Century Media zu werfen. Die gingen nur wenig später als Nuclear Blast an den Start und erwarben sich von Anfang an einen Ruf als hart arbeitendes, faires und mit seinen Bands wachsendes Label.

Das Ohr am Boden des Undergrounds

Die Geschichte beginnt mit Labelchef Robert Kampf, der ursprünglich nur eine Heimstatt für seine eigene Band Despair haben wollte. Sie läuft mehr und mehr aus dem Ruder, allerdings auf eine positive, sympathische Art und Weise: Ohne Robert und Century Media wären uns vielleicht viele großartige Bands durch die Lappen gegangen. Er und sein Team hatten ihr Ohr immer dicht am Boden des Undergrounds.

Dass auch Despair-Gitarrist Waldemar Sorychta (Enemy Of The Sun/Eyes Of Eden) und Despair-Drummer Markus Freiwald (Sodom) wichtige Rollen in der Geschichte des Labels eingenommen haben, dürfte den meisten Metalfans und Presseleuten bekannt sein. Wie maßgeblich ihre Mitarbeit - und auch die vieler anderer Bandmitglieder, die bei den Dortmundern unter Vertrag standen - tatsächlich war, erfährt man in diesem Buch.

Vor und hinter den Kulissen

Als Leser begleitet man verschiedene Künstler bei ihrer Entdeckung, ihrer Entwicklung, ihren ersten Schritten im Studio und live. Manche mussten regelrecht gecoacht werden, bevor sie sich auf die Bühnen trauten, andere brachte der immer mehr in die Produzentenrolle hinein wachsende Waldemar überhaupt erst auf ihre erfolgreiche Bahn.

Dabei erscheint es durchaus hilfreich und interessant, dass Christian Krumm immer ein wenig auf die wichtigsten Alben eingeht und kurze Bandportraits liefert. [Allerdings nichts, das man nicht auch schon auf unseren Seiten hätte lesen können (hüstel).]

Erfolge und schmerzhafte Erfahrungen

Erfolge, aber auch Fehler werden auf freundliche und lesenswerte Weise dargestellt. So machte man zum Beispiel schmerzhafte und auch zum Teil kostspielige Erfahrungen, ehe man feststellte, dass der amerikanische und der deutsche Markt vollkommen unterschiedlich funktionieren und man sowohl die Bands als auch das Marketing entsprechend anpassen muss.

Eine Flut an Namen

Jede Menge alte und aktuelle Weggefährten und Mitarbeiter des Labels kommen zu Wort, was das Buch authentisch und kurzweilig macht. Dank der Vielzahl an Namen mag man hin und wieder etwas durcheinander kommen, doch darüber liest man schnell hinweg. Für den Notfall gibt es am Ende des Buches auch ein kurzes Namensregister.

Gerade das Ende wirkt ein wenig abrupt und irgendwie willkürlich, aber schließlich haben wir es hier mehr oder weniger mit einem Zwischenbericht zu tun. Die Geschichte von Century Media dürfte wohl kaum vor ihrem Ende stehen.

"Century Media: Do It Yourself – Die Geschichte eines Labels" ist im Schmenk Verlag erschienen und ist im Neuzustand für 18,90 € beim Verlag oder bei Amazon zu haben.

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