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Platz 11: PNL - "Deux Frères"

Wenn es zwei Brüder, "Deux Frères", zusammenschweißt, dass der eine auf Blondinen und der andere auf Venezuelanerinnen steht, klingt das ironisch. Die beiden Franzosen, N.O.S. und Ademo, kurz PNL, sind aber wirklich Brüder. Mit einer verkorksten Kindheit, die sie hier aufarbeiten. Cloud-Rap machen sie, meist sehr retardierten. So nachdenklich und traurig die Harmonien wirken, am Ende hat man eine reinigende Zeremonie durchlebt. 73, 89 oder 98 Minuten lang, je nach Version.

Mit exotischen Orten bebildern PNL dieses Konzeptalbum über Veränderungen: Sie entführen nach Sibirien, Indonesien und klanglich, mit dem Streichinstrument Sarangi, auch nach Indien. Französisch ist ihre Sprache, aber die Schlüsselzeile formulieren sie auf Spanisch: "Hasta La Vista", heißt: "Adieu, abhauen, sozial aufsteigen" und spielt auf einen Hit des ersten französischen Exportrappers MC Solaar an. Das atmosphärische, reichhaltige Opus legt es unheimlich nahe, dass sie irgendwann so berühmt werden wie er.

So nachdenklich und traurig die Harmonien auch wirken, so empathisch nehmen die beiden Indie-Rapper ihre Hörer an der Hand. Alles mischen sie so slow-mo und klar, spitten nicht um die Wette. Sie stellen sicher, dass man bei genauem Hinhören auch ohne Sprachkenntnisse Querbezüge zu bestimmten Games und Manga-Figuren herauspicken kann. Und sonst? Poesie und Sprachspiele: "Bin im Zoo aufgewachsen / folgte den Schreien im Dschungel / den Schritten vom großen Bruder."

PNL - "Deux Frères"*

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