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Geto Boys - "We Can't Be Stopped"

"We ain't kissing no God damn ass to be accepted", soviel steht fest. Trotzdem haben die Geto Boys mit ihrem dritten Album ganz offensichtlich eine Klientel erreicht, für die ihre brachialen Storys Neuland bedeuteten. Anders lässt sich kaum erklären, dass die Erzählungen aus einer von Gewalt, Tod, Ungerechtigkeit, Sexismus und noch mehr Gewalt geprägten Welt einerseits schon nach vergleichbar kurzer Zeit Platin-Status erreicht haben, und andererseits einen irrsinnigen Aufschrei nach sich zogen. "Bitches get raped, niggas get murdered / adults fuckin' kids in numbers unheard of / it's on the news every hour", so die ungerührte Entgegnung. "Why can't I talk about it?" Ja, warum eigentlich nicht? Die Geto Boys taten es trotzdem und, nein, schön ist das alles nicht.

Man hätte aber ahnen können, worauf man sich einlässt. Schon das Cover von "We Can't Be Stopped" lässt unmissverständlich darauf schließen, dass der Inhalt nix für zarte Seelchen ist: Das Trio aus Houston nutzte dafür eine Aufnahme aus der Notaufnahme: Bushwick Bill hatte kurz zuvor bei einer Auseinandersetzung mit seiner Freundin ein Auge eingebüßt. Kann ja mal passieren.

Die eklige Verpackung birgt Worte mit Sprengkraft, die den Test der Zeit mit Bravour bestehen. Der resignierte, verzweifelte, leiderfüllte Ausnahmetrack "Mind Playing Tricks On Me" trug wesentlich dazu bei, den dreckigen Süden als dritte Supermacht im US-amerikanischen Hip Hop zu etablieren. Auch der ganze vor Funk- und Soul-Samples berstende Rest erweist sich rückblickend als wahnsinnig gut gealtert. Die Themen bleiben ohnehin ungebrochen aktuell: Softpornos und Horrormovies kommen nie aus der Mode und Kritik an rassistischen Strukturen von Award-Shows, wie in "Trophy" formuliert, erscheint noch immer höchst angebracht.

Geto Boys - "We Can't Be Stopped"*

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