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Eric Lerner - "Matters of Vital Interest: A Forty-Year Friendship with Leonard Cohen"

Worum geht's?

Es geht um eine innige Freundschaft zweier Männer mit zirka zehn Jahren Altersunterscheid, die sich beide im kalifornischen Zen-Kloster Mount Baldy kennenlernen. Der eine ist ein junger Autor, der an der Verbreitung der buddhistischen Lehre in Amerika interessiert ist und sich durch das Zazen und die Gesprächsanforderungen mit dem spirituellen Oberhaupt Sasaki Roshi kämpft. Der andere ist Leonard Cohen, gefeierter Sänger und Dichter, der auf dem Berg Antworten nach seinen Sehnsüchten und Depressionen sucht, die ihm fremde Betten, illegale Substanzen, Psychopharmaka nicht zu geben vermochten.

Daraus entwickelt sich eine Freundschaft, die 40 Jahre andauern soll – bis zu den letzten Atemzügen Cohens, der am 7. November 2016 in Los Angeles stirbt. Cohen und Lerner sind zwei Leute, die nach einer Art Bedienungsanleitung für ihren Geist und ihre eigenen Sehnsüchte suchen. Zen gibt ihnen eine Antwort – allerdings, vor allem für Cohen, letztlich doch nur eine partielle. Man nimmt an Dialogen und Erörterungen der beiden teil, an Telefonaten, bei denen sie sich gegenseitig Gedanken und Zitate zuspielen.

Wer hat's geschrieben?

Eric Lerner, ein US-amerikanischer Autor, der später auch für zahlreiche Drehbücher von Hollywood-Filmen verantwortlich zeichnete.

Wer soll's lesen?

Wer sich abseits der Hagiographie ein Bild des Menschen, spirituell Suchenden, arbeitenden Schriftstellers und Musikers Cohen machen will, bekommt mit diesem Buch ein einzigartiges Geschenk. Lerner nimmt einen mit in endlose Gespräche über Karriere-Enttäuschungen und Wirrungen des eigenen Verlangens. Ohne sich dem eigenen Privatleben des Freundes gegenüber indiskret zu verhalten, zeichnet er ein punktuelles und intimes Bild von Cohens Leben (im Kontext seines eigenen).

Man lernt Cohen als Gesprächspartner kennen, als fürsorglichen Vater, dem seine Kinder wichtiger sind als alles andere, als gescheiterten Ehemann, als Musiker im Karrieretief, der bei seiner Plattenfirma hausieren gehen muss, als Humoristen, guten Freund, komplizierten Menschen – und später als gefeierten tourenden Musiker, Schmerzensmann, Sterbenden. Besonders beklemmend wird es gegen Ende hin, als Cohen, schwer krank, die Möglichkeit eines assistierten Selbstmordes in Betracht zieht. Dieses Buch ist zweifellos ein Schatz für alle Bewunderer des kanadischen Dichters.

Das beste Zitat

(Achtung: Der folgende Abschnitt verrät das Ende des Buches. Gegebenfalls hier bitte nicht weiterlesen)

In einem Buch voller bemerkenswerter Zitate und Gespräche ist es vor allem das Ende, das einen sprachlos macht. Cohen weiß längst, dass es bald zu Ende gehen wird und schreibt bis unmittelbar vor seinem Tod vom Sterbebett noch E-Mails mit Lerner hin und her. Irgendwann antwortet er nicht mehr. "I could no longer hold back the tears as I wrote: We've had quite a few excursions in our time, Old Boy. As you've often said: What a trip. I sent. I send it to him and waited. (...) Then his final report arrived, still lucid, describing how the full effect of his fall had finally hit him, overwhelming him, ending him. I wrote back quickly, several times, but there was no reply. Our long conversation had finally come to an end."

Wertung 5/5. Text von Markus Brandstetter

Eric Lerner, Matters of Vital Interest: A Forty-Year Friendship with Leonard Cohen, Da Capo Press, 304 Seiten, englisch, gebunden, 23,99 Euro

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