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Falco - "Junge Roemer"

An diesem Album scheiden sich die Geister, auch ihr Urheber selbst äußerte im Rückblick Zweifel, ob er die Sache nicht vielleicht doch ein wiiinziges bisschen zu verkopft angegangen sei. Egal, wie man "Junge Roemer" letzten Endes finden mag, handelt es sich aber locker um die interessanteste Platte in Falcos Diskografie. Zum einen, weil er sich hier wesentlich mehr eingebracht hat als davor und danach. Zum anderen, weil man daran seinen und den Zustand seiner Karriere gut ablesen kann.

Mit dem Vorgänger "Einzelhaft" und dem Überhit "Der Kommissar" hatte sich Falco in Stellung gebracht, nun galt es, das erreichte Niveau nicht nur zu halten, sondern zu toppen. Erfolgsdruck, anyone? Dem Album "Junge Roemer" merkt man an allen Ecken und Enden an, dass Falco nicht nur auf den internationalen Markt schielte, sondern ihn ganz offen ins Visier nahm. Er tilgte den für alle außerhalb des deutschen Sprachraums exotischen Umlaut aus dem Titel und reduzierte den Dialektanteil in den Texten merklich. Zudem zog er zwischen die (nun hoch-)deutschen und englischen italienisch- und französischsprachige Zeilen ein, getreu seiner Überzeugung, man müsse "nicht unbedingt aus Rom sein, um ein Junger Roemer zu sein".

"Eine positive Auseinandersetzung mit dem Establishment" war angeblich sein Ziel, "gleichzeitig ist die römische Kultur mit einem Untergang gleichgesetzt. Die Dinge sind schon so in den Graben gefahren, dass wir nichts mehr machen können. Es geht um ein positives Endzeitgefühl." Von seinen Texten zeigte sich Falco jedenfalls so überzeugt, dass er später tönte, er hätte das Album lieber als Buch herausbringen sollen. Die Schuld dafür, dass es unter kommerziellen Gesichtspunkten gnadenlos floppte, schob er auf die musikalische Umsetzung. Für die zeichnete Robert Ponger verantwortlich, der schon "Einzelhaft" produziert hatte.

Mehr als nur ein bisschen unfair: Im Gegensatz zu Falco, der den Druck, unter dem er stand, mit Alkohol und Koks zu mildern versuchte und, wenn überhaupt, zu spät und unvorbereitet im Studio auftauchte, hatte Ponger seinen Scheiß nämlich beisammen. Dass das Album lange Zeit das teuerste war, das je in Österreich produziert worden ist, lag jedenfalls ganz sicher nicht an ihm. Wie bestellt, hatte er dem Sound alle Ecken und Kanten abgeschliffen, was "Junge Roemer" zwar blitzsauber klingen ließ, aber auch ein wenig steril. Was wiederum ja eigentlich gut passt, zu dem hedonistischen, dekadenten Eskapismus, um den sich alles dreht.

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Classic Rock, Synthiepop und Metal, Metal, Metal. Zwischen Orwell und Olympia starten die einen durch, andere neu, und Hip Hop überschreitet Grenzen.

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